Главная страница
Навигация по странице:

  • Fragen zur Selbstkontrolle

  • Kapitel 2. Paradigmatische und syntagmatische Beziehungen im lexisch-semantischen System 2.1. Paradigmatische Beziehungen im LSS

  • 2.1.1. Bedeutungsähnlichkeit/Bedeutungsgleichheit

  • 2.1.2. Bedeutungsgegensatz

  • 2.1.3. Bedeutungsüberordnung und –unterordnung

  • 2.1.4. Semantische Felder

  • 2.2. Syntagmatische Bedeutungsbeziehungen der lexikalischen Einheiten

  • Aufgaben zum 2. Kapitel Aufgabe 1.

  • Aufgabe 5.

  • Kapitel 3. Bedeutungswandel (semantische Derivation) 3.1. Allgemeins

  • 3.2. Ursachen des Bedeutungswandels

  • 3.3. Die Arten des Bedeutungswandels

  • 3.3.1. Bedeutungserweiterung und Bedeutungsverengung

  • 3.3.2. Metaphorische Übertragung der Namensbezeichnung

  • 3.3.4. Wertsteigerung und Wertminderung der Bedeutung

  • 3.3.6. Übertragung der Wortbedeutung (Hyperbel)

  • Авторсоставитель Забллоцки Э. Ю


    Скачать 361.5 Kb.
    НазваниеАвторсоставитель Забллоцки Э. Ю
    АнкорLEXIKOLOGIE.doc
    Дата25.05.2018
    Размер361.5 Kb.
    Формат файлаdoc
    Имя файлаLEXIKOLOGIE.doc
    ТипДокументы
    #19645
    страница2 из 9
    1   2   3   4   5   6   7   8   9

    Polysemie und Homonymie


    Unter Polysemie (Vieldeutigkeit, Mehrdeutigkeit) versteht man die Fähigkeit eines Wortes, mehrere miteinander verbundene Bedeutungen zu besitzen und dementsprechend verschiedene Gegendstände zu bezeichnen.

    Die Polysemie ist eine weitverbreitete Erscheinung in der Sprache. Die meisten Wörter der Sprache sind vieldeutig, oder polysem. Die Polysemie setzt eine Reihe verschiedener Gegenstände (Denotate) voraus, denen eine Reihe verschiedener Bedeutungen (Signifikate) entspricht. Die Polysemie stellt verschiedene Bedeutungsinhalte mit einem gemeinsamen semantischen Element dar, die durch einen einheitlichen Lautkörper ausgedrückt sind. Man spricht bei einem polysemen Wort von einem Bedeutungsgefüge, das in lexisch-semantische Varianten zerfällt. Die Polysemie gilt allgemein als semantische Universale, als zentrale Eigenschaft lexikalischer Spracheinheiten und als struktureller Grundzug der Sprache als System. Auf der Textebene erfolgt die Monosemierung der polysemen Wörter in entsprechenden Kontexten, wodurch die Kommunikation gesichert wird. Die Polysemie entsteht, weil die Sprache im Vergleich zur Wirklichkeit ein begrenztes System ist. Keine einzige Sprache kann jeden konkreten Gegenstand mit einem neuen Wort bezeichnen.

    Sobald im Sprachbewußtsein vom Sprachträger der Zusammenhang der verschiedenen Bedeutungen mit der Hauptbedeutung des Wortes verlorengeht, verselbständigt sich die betreffende lexisch-semantische Variante: es entsteht ein neues Wort mit einem eigenen, selbständigen Begriffskern, ein Homonym. Die Homonyme (grch. homos – „gleich“, onoma – „Name“) sind Wörter mit gleichem Lautkörper und verschiedener Bedeutung.

    Es gibt zwei Hauptwege der Bildung von Homonymen: der Zerfall der Polysemie und der Zusammenfall des Klanges verschiedener Wörter oder ihrer Formen.

    Die Homonymie führt oft zum Wortschwund: eines der homonymen Wörter verschwindet oder wird durch ein Synonym ersetzt.

    Die Homonyme sind in folgende Untergruppen (Arten) einzuteilen:

    I. Eigentliche Homonyme:

    1) substantivische Homonyme mit unterschiedlichem Genus:

    a) mit gleicher Etymologie:

    das Band – der Band

    der Bund – das Bund

    der Erbe – das Erbe

    b) lautlicher Zusammenfall:

    der Kiefer – die Kiefer

    der Tor – das Tor

    die Heide – der Heide

    2) Homonyme mit unterschiedlichen grammatischen Formen:

    a) verbale:

    hängen – hängte – gehängt

    hängen – hing – gehangen

    schaffen – schaffte – geschafft

    schaffen – schuf – geschaffen

    b) substantivische:

    die Mutter (мать) – die Mütter (Pl.)

    die Mutter (гайка) – die Muttern (Pl.)

    das Licht (огонь) – die Lichter (Pl.)

    das Licht (свеча) – die Lichte (Pl.)

    II. Homoformen sind Lexeme mit gleichem Lautkörper, die zu unterschiedlichen Wortarten gehören:

    der Laut – laut

    der Morgen – morgen

    die Käme – ich käme mich

    III. Homographe (Homograme) sind Lexeme, die bei unterschiedlicher Bedeutung und Aussprache die gleiche Schreibung aufweisen:

    der August (месяц август)

    Άugust – имя собственное Август

    IV. Homophone sind Wörter, die gleiche Aussprache bei unterschiedlicher Bedeutung und Schreibung aufweisen:

    wer – das Wehr (Bundeswehr)

    das Lied – das Lid

    Termini zum 1. Kapitel
    Anlaut, der начало слова

    Affix, das (e) аффикс

    Auslaut, der конец слова

    autosemantisch автосемантический (полнозначный)

    Bedeutung, die denotative значение денотативное

    signifikative сигнификативное

    primäre первичное

    sekundäre вторичное

    übertragene переносное

    bedeutungstragende Einheit значимая единица

    Bedeutungswandel, der изменение значения

    Begriff, der понятие

    bilateral двусторонний

    Etymologie, die этимология (происхождение)

    Entlehnung, die заимствование

    Etymon, das этимон, первоначальное значение слова

    Formativ, das форматив, звуковая оболочка слова

    fester Wortkomplex устоичивое словосочетание

    feste Wortverbindung устоичивое словосочетание

    Funktion, die функция

    kognitive когнитивная

    kommunikative коммуникативная

    konnotative коннотативная

    nominative номинативная (назывная)

    signifikative сигнификативная

    Hauptbedeutung, die основное значение

    Homonym, das (e) омоним

    Homonymie , die омонимия

    Homoform, die омоформа

    Homograph, der омограф

    Homophon, das (e) омофон

    innere Fоrm внутренняя форма

    Lexem, das лексема

    lexikalischer Stamm лексическая основа

    Lexikographie, die лексикография

    Lautform, die форматив, звуковая оболочка слова

    Lautkörper,der форматив, звуковая оболочка слова

    Lehre, die учение

    LSS, das ЛСС (лексико-семантическая система)

    LSV, die (die lexisch- ЛСВ (лексико-семантический вариант,

    semantische Variante) то же, что семема)

    Motiviertheit, die мотивация значения слова

    Mehrdeutigkeit, die многозначность

    mehrdeutig многозначный

    Nebenbedeutung, die второстепенное (побочное) значение

    Onomasiologie, die ономасиология (изучает процесс, средства и способы номинации)

    Polysemie, die полисемия

    polysem полисемный

    Phraseologie, die фразеология (изучает устойчивые словосочетания)

    Semasiologie, die семасиология (исследует значение слова, семантическую структуру языковых знаков)

    Systemwort, das системное слово

    synsemantisch синсемантический (неполнозначный)

    Sem, das (e) сема

    Semem, das (e) семема (значение слова)

    sprachliche Ebene языковой уровень/ярус

    Teildisziplin, die раздел

    Urbedeutung, die первоначальное значение/этимон

    verdunkelt затемнённый, утративший прозрачность

    Vieldeutigkeit, die многозначность

    Wortbedeutung, die значение слова

    Widerspiegelung, die отражение

    Zeichen, das знак

    аktuelles актуальный

    virtuelles виртуальный

    Fragen zur Selbstkontrolle


    1. Womit beschäftigt sich Lexikologie?

    2. Nennen Sie Teildisziplinen der Lexikologie und ihre Aufgaben.

    3. Nennen Sie sprachliche Einheiten.

    4. Definieren Sie das Wort.

    5. Begründen Sie die Schlüsselposition des Wortes im Sprachsystem.

    6. Nennen Sie Funktionen des Wortes, beschreiben Sie kurz jede Funktion.

    7. Erklären Sie Termini autosemantisch, synsemantisch, Lexem.

    8. Auf welche Weise sind verbunden der Begriff und das Wort?

    9. Woraus besteht das Wort als sprachliches Zeichen?

    10. Definieren Sie solche Termini, wie Semem und Sem.

    11. Was wird unter innerer Form und Motiviertheit des Wortes verstanden?

    12. Führen Sie einige Beispiele der Fehletymologie an.

    13. Welche Typen der Wortbedeutung kennen Sie?

    14. Beschreiben Sie folgende Typen der Wortbedeutung: Hauptbedeutung, Nebenbedeutung, signifikative, denotative, konnotative Bedeutung.

    15. Welche synonymischen Bezeichnungen haben Haupt- und Nebenbedeutung?

    16. Was wird unter der Semanalyse verstanden?

    17. Welche Arten der Seme kennen Sie?

    18. Was wird unter Polysemie verstanden?

    19. Was sind die Hauptwege der Polysemie?

    20. Definieren Sie Homonymie.

    21. Welche Arten von Homonymen kennen Sie?



    Testaufgabe


    1. Welche Wörter können in erster Linie als autosemantisch bezeichnet werden?

    a) Hilfsverben b) Substantive c) Präpositionen


    1. Was besteht aus den Semen?

    a) Semem b) Morphem c) Phonem


    1. Welches Wort enthält konnotatives Sem?

    a) Gesicht b) Lehrer c) Fresse


    1. Beim Wort „Tisch“ ist das kategorial-semantische Sem … zu finden.

    a) der Prozesualität b) der Gegendständlichkeit c) der Merkmalhaftigkeit


    1. Im Sazt „Diese Frau ist eine giftige Schlange“ ist das Wort „Schlange“ in …Bedeutung gebraucht.

    a) eigentlicher b) direkter c) übertragener


    1. Das Wort „Lehrerzimmer“ weist die … Motivation auf.

    a) etymologische b) wortbildende c) phonetisch-phonemische


    1. Welche Funktion des Wortes kann als „Speicherung- und Erkenntnisfunktion“ bezeichnet werden?

    a) kommunikative b) nominative c) kognitive


    1. Semasiologie beschäftigt sich mit … .

    a) der Wortbedeutung b) dem Bennenungsverfahren c) festen Wortkomplexen


    1. Welche Teildisziplin befaßt sich mit den festen Wortverbindungen?

    a) Semasiologie b) Phraseologie c) Onomasiologie


    1. Welche sprachliche Einheit kann als bilateral bezeichnet werden?

    a) das Wort b) das Phonem c) das Sem


    1. Was wird unter innerer Form verstanden?

    a) Lexem b) Semem c) Motivation


    1. Im Sprachsystem wird das Wort als … Zeichen betrachtet.

    a) relatives b) aktuelles c) virtuelles


    1. Was wird als das kleinste Bedeutungselement der Wortbedeutung definiert?

    a) Phonem b) Sem c) Semem


    1. Welche Bedeutung repräsentiert eine bestimmte Erscheinung der objektiven Wirklichkeit?

    a) signifikative b) konnotative c) denotative


    1. Was ist kein bilaterales sprachliches Zeichen?

    a) Wort b) Morphem c) Phonem


    1. Als Hauptbedeutung des polysemen Wortes “Schlange” gilt ... .

    1. die Schlange (lange Reihe wartender Menschen)

    2. die Schlange (Schuppenkriechtier)

    3. die Schlange (falsche, hinterhältige Frau)




    1. Die Wörter der Erbe und das Erbe sind:

    1. Homophormen

    2. Homonyme mit lautlichem Zusammenfall

    3. Homonyme mit gleicher Etymologie




    1. Die Wörter das Lied und das Lid gehören zu den ... .

    1. Homographen

    2. eigentlichen Homonymen

    3. Homophonen




    1. Die Wörter der Laut und laut bezeichnet man als ... .

    a) Homophone b) Homographe c) Homophormen


    1. Die Wörter der Aug′ust (месяц) und Άugust (имя собственное) sind ... .

    1. eigentliche Homonyme

    2. Homographe

    3. Homophone


    21. Welcher Terminus ist als parallele Bezeichnung des Terminus „Motivation“ anerkannt?

    a) Semasiologie b) Wortbedeutung c) innere Form
    22. Welche Termini bezeichnen den gleichen Begriff?

    a) Sem und Semem

    b) Onomasiologie und Semasiologie

    c) Etymon und Urbedeutung
    23. Welches Wort weist unverdunkelte Motiviertheit auf?

    a) Tischler b) Fenster c) Mutter
    24. Welches Wort weist verdunkelte Motiviertheit auf?

    a) Lehrer b) Flieger c) Feder
    25. Bei welchem Wort ist die innere Form nicht zu bestimmen?

    a) Arbeitszimmer b) Freiheit c) Mond

    Kapitel 2. Paradigmatische und syntagmatische Beziehungen im lexisch-semantischen System
    2.1. Paradigmatische Beziehungen im LSS
    Unter System versteht man „ein Ganzes“, eine Menge von Elementen, zwischen denen bestimmte Beziehungen bestehen. Unter lexisch-semantischem System wird ein „Ganzes“ von Lexemen verstanden, die durch paradigmatische Beziehungen zu einer Einheit verknüpft werden.

    Das LSS ist ein offenes System. Es gibt 5 Grundtypen der Bedeutungsbeziehungen im Wortschatz:

    1. Bedeutungsgleichheit: anfangen – beginnen;

    2. Bedeutungsähnlichkeit (Synonymie im engeren Sinne): klug – gescheit, hören – vernehmen;

    3. Bedeutungsgegensatz (Antonymie): lang – kurz, früh – spät;

    4. Bedeutungsüberordnung und –unterordnung (Hyperonymie und Hoponymie): Möbel – Tisch, Stuhl, Sessel, Schrank usw.

    5. Unvergleichbarkeit (Inkomparabilität): Mensch – Fenster.

    Unter paradigmatischen Beziehungen versteht man Beziehungen der Einheiten, die durch die Relation der Opposition verbunden sind. Paradigmatische Beziehungen bestehen zwischen Einheiten, die in ein und demselben Kontext auftreten können und sich in diesem Kontext gegenseitig bestimmen oder ausschließen.
    2.1.1. Bedeutungsähnlichkeit/Bedeutungsgleichheit
    Synonyme werden gewöhnlich Wörter genannt, deren Bedeutung ähnlich oder identisch ist. Der Terminus „Synonym“ ist griechischen Ursprungs, wo das Wort synonymos „gleichnamig“ bedeutete. Unter Synonymen werden also sinnverwandte Wörter mit verschiedener lautlicher Form und ähnlicher oder gleicher Bedeutung, die einen und denselben Begriff oder sehr ähnliche Begriffe ausdrücken.

    Synonyme unterscheiden sich voneinander:

    1. durch Schattierungen der Bedeutung: schnell drückt nicht ganz dasselbe wie hastig aus (hastig bezieht sich nur auf Menschen);

    2. durch verschiedenen kontextuellen Gebrauch: nicht immer lassen sich ledig, los und frei gegenseitig ersetzen;

    3. durch stilistische Färbung: fressen, essen, speisen, wo essen neutral, fressen grob, speisen gehoben gefärbt sind.

    Für Synonymie ist in erster Linie nicht die Bedeutungsidentität, sondern die Bedeutungsbeziehungen der Ähnlichkeit relevant. Diese Synonymie basiert sich auf den Bedeutungsbeziehungen der Ähnlichkeit, dabei verfügen synonymische Lexeme über gleiche wesentliche Seme (Bedeutungselemente) und unterscheiden sich nur in sekundären Semen, die konkretisierend, regional, wertend-stillistisch usw. sein können.

    Die Wege der Entstehung von Synonymen sind sehr mannigfaltig. Dazu können gezählt werden:

    1. Die Wortbildung schafft manche Synonyme: Opernglas und Operngucker;

    2. Durch Entlehnung (заимствование) können auch Synonyme entstehen: Bukett – Strauß, Armee – Heer;

    3. Verdeutschungen: Radio – Rundfunk, Coupe – Abteil, Kondukteur – Schaffner;

    4. Der Bedeutungswandel (изменение значения): Stube – Zimmer (ahd. Stuba bedeutete ursprünglich „Ofen“, dann „Raum mit einem Ofen“, jetzt „ein beliebiges Zimmer“);

    5. Euphemistische Umschreibung: lügen – fantasieren, Teufel – der Böse;

    6. Die Entwicklung von festen Wortkomplexen: in Hülle und Fülle leben = reich sein;

    7. Das Eindringen von Dialektismen, Jargonismen und Argotismen in die allgemeine Sprache: Samstag (süddt.) – Sonnabend, Rahm (süddt.) – Sahne, Backfisch (aus dem Studentenjargon) – ein junges Mädchen, die Schule schwänzen (aus dem Jargon der Schüler) – die Schule nicht besuchen;

    8. Entwicklung von Neologismen: Füllfederhalter – Sichtfüller;

    9. Die Veränderung der Wortform: Adler = Aar (Adler entstand aus dem mhd. adelar, was „edler Aar“ bedeutete).

    Man unterscheidet folgende Arten von Synonymen:

    1. Ideographische Synonyme sind Wörter, die eine und dieselbe nominative Bedeutung besitzen, sich aber voneinander durch verschiedene Bedeutungsnuancen und die Besonderheiten des Gebrauchs unterscheiden: Die Wörter Ufer, Strand, Küste, Kai bezeichnen im allgemeinen den Erdrand eines Gewässers, aber jedes dieser Wörter hat seine besondere Bedeutungsschattierung, nähmlich Ufer gebraucht man hinsichtlich eines Flusses, Baches, Küste, Strand- hinsichtlich des Meeres, Kai bezeichnet eine mit Stein befestigte Uferstraße.

    Die Reihe Lohn –Gehalt – Gage weist diesselbe Besonderheit auf. Alle diese Wörter bezeichnen die Geldsumme, welche regelmäßig an eine Person ausgezahlt wird. Lohn bezeichnet die Geldsumme, die ein Arbeiter verdient, Gehalt wird in Bezug auf den Verdienst von Angestellten und Beamten verwendet, Gage bezeichnet das, was Künstlern ausgezahlt wird.

    2. Stilistische Synonyme unterscheiden sich entweder durch ihre besondere stilistische Färbung oder durch den Gebrauch in verschiedenen funktionalen Stilen: Wellen (neutral) – Wogen, Gesicht (neutral) – Antlitz, Fratze, Pferd (neutral) – Roß, Träne (neutral) – Zähre, weinen (neutral) – heulen. Sich verheiratensich verehelichen – ein Weib heimführen – sich beweiben – bezeichnen ein und denselben Vorgang. Sich verehelichen gehört in den sogenannten Amtsstil. Sich verheiraten ist der Ausdruck des täglichen Verkehrs. Ein Weib heimführen kommt nur in der hochpoetischen Ausdrucksweise vor, in der Alltagsrede wirkt es ironisch. Sich beweiben tritt in aufgelockerter etwas derber Redeweise auf.

    3. Absolute oder vollständige Synonyme sind solche Wörter, die gleiche dingliche Bedeutungen haben, das heißt die einen und denselbsn Begriff ausdrücken, im Kontext einander ersetzen können und stilistisch neutral gefärbt sind: Schi – Ski, Schneebretter – Schneeschuhe. Auch Wortverbindungen können als Synonyme auftreten: jemandem aufs Haar gleichen, ähnlich sehen, wie ein Ei den anderen gleichen, ähnlich wie ein Tropfen Wasser sein. Alle diese Wortverbindungen bedeuten „sich völlig ähnlich sein“.

    Die meisten Reihen vollständiger oder absoluter Synonyme bestehen aus Wörtern deutscher und fremder Herkunft: Bahnsteig – Perron, Ergebnis – Resultat, Rundfunk – Radio, Wagen – Auto.

    4. In der deutschen Sprache existieren viele Dialekte, dadurch ist Deutsch an territorialen oder regionalen Dubletten sehr reich: Schlächter – Fleischer – Metzger – Fleischhauer.

    Bedeutungsbeziehungen der Ähnlichkeit können manchmal bei einer größeren Anzahl vor Wörtern festgestellt werden, wodurch synonymische Gruppen oder Reihen entstehen. Dabei bedingt das erste Wort den Charakter der ganzen Reihe. Dieses Wort wird als Dominante der synonymischen Reihe bezeichnet. Sie gibt besonders klar die Bedeutung der ganzen Reihe wieder, ist stilistisch neutral und gebräuchlicher als andere synonymische Wörter der Gruppe/Reihe: schnell – geschwind – schleunigst – flugs – hurtig –behende – rasch.
    2.1.2. Bedeutungsgegensatz
    „Antonym“ ist ein Terminus griechischer Herkunft und bedeutet „Gegen – Name“, das heißt entgegengesetzte Benennung. Also Antonyme sind solche Wörter, die völlig entgegengesetzte Begriffe bezeichnen: Reichtum – Armut, Hitze – Kälte (Substantive), klug – dumm, kalt – heiß (Adjektive), hier – dort, links – rechts, unten – oben (Adverbien), geben – nehmen, leben – sterben, lösen – binden (Verben).

    Sehr oft entstehen Antonyme durch Wortbildung. Zur Bildung von Antonymen dienen viele Halbsuffixe (-los, -frei, -voll, -reich) und Präfixe (auf- und zu-; zu- und ab-; ein- und aus-; be-, ver- und ent-; zu- und ent-): freudlos, freudvoll; schmerzenreich – schmerzenlos; zunehmen, - abnemehen, aufmachen – zumachen, einpacken – auspacken, bewässern – entwässern, verhüllen- enthüllen, zukorken – entkorken. Die Präfixe ent-, un-, miß- haben Fähigkeit, dem Wort eine entgegengesetzte Bedeutung zu verleihen: decken – entdecken, Glück – Unglück, Erfolg – Mißerfolg, gelingen – mißlingen.

    Man unterscheidet folgende Arten von Antonymen:

    1. Kontradiktorische Antonyme. Der kontradiktorische Gegensatz ist ein „strenger“ Gegensatz, er stellt eine logische Negation des gegensätzlichen Begriffs dar: Liebe – Haß, jeder – keiner, Möglichkeit – Unmöglichkeit.

    2. Konträre Antonyme sind Wörter, die innerhalb eines Bewertungssystems als Artbegriffe existieren. Unter einem gemeinsamen Gattungsbegriff schließen sie einander aus: fragen – antworten, nehmen – geben.

    3. komplimentäre Antonyme sind die Wörter, bei denen die Negation eines Begriffs die Behauptung eines anderen Begriffs veraussetzt: ledig – verheiratet, männlich – weiblich.
    2.1.3. Bedeutungsüberordnung und –unterordnung
    Beziehungen der Bedeutungsüberordnung und – unterordnung oder hyperonym-hyponymische Beziehungen sind Gattungs-Artbeziehungen. Die Bedeutung des Hyperomyms schließt die Bedeutungen der Hoponyme ein (Inklusionsbeziehungen): Blume ist ein Gattungsbegriff (Hyporonym), Artbegriffe (Hyponyme) sind Rose, Lilie, Veilchen, Narzisse. Möbel (Hyporonym) – Tisch, Schrank, Stuhl (Hyponyme).

    Die Bedeutung der Hyponyme können auch Bezeichnungen eines Teils der Bedeutung des Hyporonyms sein.

    Die Hyporonym – Hyponym – Beziehungen sind bei der Reihe zu finden: Körper (Hyporonym) – Kopf, Arm, Brust, Bauch usw. (Hyponyme).
    2.1.4. Semantische Felder
    Die paradigmatischen Bedeutungsbeziehungen der Wörter im lexisch-semantischen System sind auch mit der Wortfeldforschung verbunden. Das Wordfeld ist ein lexikalisch-semantisches Paradigma höherer Ordnung als synonymische Gruppen. Der Begriff des Feldes wurde von Ipsen 1924 eingeführt. Wortfelder stellen eine Gliederung der Spracheinheiten dar, die über die Synonymie hinaus in weiteren semantischen Beziehungen zueinander stehen: Die Felder sind strukturiert als vielschichtige Gebilde. Den Kern des Feldes bildet ein Hyporonym oder ein Archilexem, um dieses gruppieren sich neutrale Lexeme, und in Richtung Periepherie liegen stilistisch markierte Wörter und feste Wortkomplexe/Phraseologismen: tadeln – schimpfen, schelten, zurechtweisen, schmähen – anranzen, abbürsten – jemandem den Kopf waschen.
    2.2. Syntagmatische Bedeutungsbeziehungen der lexikalischen Einheiten
    Die syntagmatischen Bedeutungsbeziehungen sind im Gegensatz zu den paradigmatischen Beziehungen Anreihungsbeziehungen der sprachlichen Einheiten, die auf dem linearen Charakter der Sprache beruhen. Das sind Beziehungen zwischen Einheiten, die in einem Kontext gemeinsam vorkommen, das heißt in einem Syntagma oder einer Wortverbindung und im Satz. Daher stammt die Bezeichnung syntagmatische Beziehungen.

    Die sprachlichen Einheiten, Wörter und Wortkomplexe treten im konkreten Redeakt nicht isoliert auf, sondern verbinden sich im Syntagma und im Satz immer mit bestimmten „Partnern“. Diese Verbindungsmöglichkeiten unterliegen bestimmten Gesetzmäßigkeiten.

    Die Verbindbarkeit (Kombinierbarkeit, Vereinbarkeit) nennt man auch Valenz. Unter Valenz wird also die Fähigkeit von Wörtern verstanden, andere Wörter an sich zu binden.

    Zwischen Syntagmatik und Paradigmatik besteht ein dialektischer Zusammenhang. Syntagmatische Verknüpfungen sind bereits in den Gesetzmäßigkeiten der paradigmatischen Ebene angelegt. Wenn man zum Beispiel lexisch-semantische Varianten des Wortes „ledig“ in Betracht zieht, stellt man fest, daß sie sich durch verschiedene Kombinierbarkeit unterscheiden: Meine Schwester ist ledig. – Meine Schwester ist der Sorge ledig.

    Im ersten Satz fordert „ledig“ nur einen „Nominativpartner“, im zweiten Satz dagegen – zwei Partner (einen im Nominativ und anderen im Genitiv).

    Die Wörter (als Valenzträger) fordern bestimmte Kontextpartner mit bestimmten Bedeutungsmerkmalen und schließen andere Kontextpartner mit anderen Bedeutungsmerkmalen aus.

    Termini zum 2. Kapitel
    Antonym, das антоним

    kontradiktorisch контрадикторный

    konträr контрарный

    komplimentär комплиментарный

    Antonymie, die антонимия

    Anreihungsbeziehungen (Pl) линейные отношения

    Archilexem, das (e) архилексема

    Artbegriff, der видовое понятие

    Bedeutungselement, das (e) сема

    Bedeutungsähnlichkeit, die сходство значений

    Bedeutungsgleichheit, die идентичность значений

    Dominante, die доминанта

    Gattungsbegriff, der родовое понятие

    fester Wortkomplex устойчивое словосочетание

    Halbsuffix, das (e) полусуффикс

    Hyperonym, das (e) гипероним

    Hyponym, das (e) гипоним

    Die Hyporonym – Hyponym-Beziehungen гиперо-гипонимические отношения

    lexisch-semantisches System (LSS) лексико - семантическая система (ЛСС)

    lexisch-semantische Variante (LSV) лексико - семантический вариант (ЛСВ)

    Paradigma, das парадигма

    Paradigmatik, die парадигматика

    paradigmatische Beziehungen парадигматические отношения

    Relation, die отношение

    semantisches Feld семантическое поле

    Synonym, das (e) синоним

    ideografisch идеографический

    absolut абсолютный

    vollständig полный

    stilistisch стилистический

    Synonymie, die синонимия

    synonymische Gruppe/Reihe синонимическая/ий группа/ряд

    Syntagmatik, die синтагматика

    syntagmatische Beziehungen синтагматические отношения

    Valenz, die валентность

    Verbindbarkeit, die валентность

    Wortverbindung, die словосочетание

    Fragen zur Selbstkontrolle
    1. Was versteht man unter LSS?

    2. Nennen Sie 5 Grundtypen der Bedeutungsbeziehungen im Wortschatz.

    3. Definieren Sie Synonyme.

    4. Welche Arten der Synonyme kennen Sie?

    5. Nennen Sie die Hauptwege der Entstehung der Synonyme.

    6. Führen Sie die Beispiele von territorialen Dubletten an.

    7. Führen Sie ein Beispiel der synonymischen Reihe an.

    8. Wodurch unterscheiden sich ideographische Synonyme von den absoluten Synonymen?

    9. Definieren Sie Antonyme.

    10. Nennen Sie Hauptarten der Bedeutungsgegensätze.

    11. Was wird unter Hyporonym - Hyponym - Beziehungen verstanden?

    12. Was versteht man unter semantischen Feldern (Wortfeldern)?

    13. Worin bestehen syntagmatische Beziehungen?

    14. Auf welche Weise sind syntagmatische und paradigmatische Beziehungen verbunden?

    15. Definieren Sie Valenz der Wörter.

    Aufgaben zum 2. Kapitel
    Aufgabe 1. Finden Sie in folgenden synonymischen Wortreihen die ideographischen und stilistischen Synonyme.

    1. Putz, Schmuck, Zierde, Zierat, Verzierung.

    2. Klug, weise, verständig, gescheit.

    3. Ort, Platz, Stelle, Stätte.

    4. Knabe, Bube, Junge, Bursche.

    5. Kleid, Kleidung, Anzug, Gewand, Tracht.

    6. Essen, fressen, speisen, genießen.

    7. Klein, gering, wenig, winzig.

    8. Gehalt, Besoldung, Lohn, Lohnung, Sold, Gage, Honorar.

    9. Begehren, verlangen, wünschen, Lust haben, gelüsten, sich sehnen.

    10. loben, rühmen, preisen, herausstreichen.

    11. Rennen, stürmen, rasen, sausen, eilen, pesen.

    12. Gesicht, Antlitz, Visage, Fratze.

    13. Genial, begabt, talentvoll.

    14. Weinen, schluchzen, wimmern.


    Aufgabe 2. Führen Sie absolute Synonyme (synonymische Dubletten) an.

    a) Entlehnung – Stammwort.

    Telefon - Dessert –

    Auto - Budget –

    importieren - Branche –

    Infektion - Bieographie –

    Fiasko - Echo –

    b) Stammwort-Entlehnung

    Osten - Selbstsucht –

    Wirklichkeit - Prüfung –

    Weltfestspiele - Sinnbild –

    Rechtsanwalt - Ersatz –

    schöngeistige Literatur - Duldsamkeit –
    Aufgabe 3. Finden Sie Antonympaare.

    sich nähern, breit, verlängern, entschlossen, leichtsinnig, schmal, besonnen, verzögern, schwankend, beschleunigen, sich entfernen, annehmen, selten, aufbauen, verkürzen, abreißen, ablehnen, gesund, ankommen, krank, erschweren, häufig, uppig, erleichtern, gezwungen, kärglich, freiwillig.
    Aufgabe 4. Bilden Sie mit Hilfe der Wortbildungsmittel (ver-, ent-, miß-, aus-, nach-, un-, an-, nicht-, -los, ab-, a-, -voll) Antonyme.

    1. kaufen - , mieten - , achten - ;

    2. vermienen - , verhüllen - , verkorkern - ;

    3. gefallen - , gelingen - , Erfolg - ;

    4. beflecken - , bewässern - , fesseln - ;

    5. eingehen - , eintreten - , einfliegen -;

    6. zumachen - , zunehmen - , anbinden - ;

    7. nachmittag - , Vorteil - , Nachwort - ;

    8. Ordnung - , Sinn - , gesund -;

    9. Sein - , organisch - , logisch - ;

    10. erfolgreich - , fehlerhaft - , inhaltsreich - ;

    11. sorgenfrei - , machtlos - , menschenleer - ;

    12. Neigung - ; anwesend - ; angewöhnen - ;

    Aufgabe 5. Führen Sie Hyponyme zu den Hyperonymen „Lehrer“, „Blume“ an.

    Aufgabe 6. (Testaufgabe)
    1. In welchem Bereich bestehen die paradigmatischen Beziehungen?

    a) im Redeakt b) im Sprachsystem c) im Vokalsystem
    2. Die syntagmatischen Beziehungen bestehen ... .

    a) im Sprachsystem b) im Konsonantensystem c) im Redeakt
    3. Die Synonyme „sich verheiraten“ und „sich verehelichen“ gehören zu den ... Synonymen.

    a) ideographischen b) absoluten c) stilistischen
    4. Die Wörter „Schlächter“ und „Metzger“ sind ... .

    a) stilistische Synonyme b) territoriale Dubletten c) ideographische Synonyme
    5. Die Wörter „Schi“ und „Ski“ betrachtet man als ... Synonyme.

    a) ideographische b) stilistische c) vollständige
    6. Welches Wort stellt die Dominante in der synonymischen Reihe: geschwind- schnell – rasch – schleunigst – flugs – hurtig – behende dar:

    a) geschwind b) rasch c) schnell
    7. Wieviele „Partner“ im Satz braucht die LSV „ledig“ in der Bedeutung „frei von Sorgen sein“?

    a) drei b) zwei c) einen
    8. Der Umfang eines Wortfeldes (eines semantischen Feldes) im Vergleich zur synonymischen Gruppe oder Reihe ist:

    a) kleiner b) größer c) gleich
    9. Welches Wort in der Reihe „Blume – Rose - Nelke“ kann als Hyporonym bezeichnet werden?

    a) Rose b) Blume c) Nelke
    10. Welches Wort in der Reihe „Schrank – Möbel - Möbelstück“ kann als Hyponym bezeichnet werden?

    a) Möbelstück b) Schrank c) Möbel
    11. Die Antonyme „männlich – weiblich“ gehören zu den ... Antonymen:

    a) kontradiktorischen b) komplimentären c) konträren
    12. Die Wörter „fragen - antworten“ sind ... Antonyme:

    a) konträre b) komplimentäre c) kontradiktorische
    13. Die Wörter „Sein - Nichtsein“ sind ... Antonyme:

    a) komplimentäre b) kontradiktorische c) konträre
    14. Die Wörter „Vater“ und „Mutter“ sind ... Antonyme:

    a) kontradiktorische b) komplimentäre c) keine Antonyme
    15. Die Wörter „Wagen“ und „Auto“ weisen die Beziehungen ... auf:

    1. der Bedeutungsähnlichkeit

    2. der Bedeutungsgleichheit

    3. der Bedeutungsüberordnung und –unterordnung


    Kapitel 3. Bedeutungswandel (semantische Derivation)
    3.1. Allgemeins
    Unter Bedeutungswandel oder semantischer Derivation versteht man die Veränderung der Bedeutung schon existierender Wörter. Die Teildisziplin der Lexikologie, die die Bedeutung der Wörter und die Wandlung der Bedeutung der Wörter erforscht, heißt Semasiologie oder Semantik. Der Terminus Semantik ist griechischer Herkunft: semantikos – eigentlich „der Bezeichnende“, „der Bedeutende“. Die Semantik des Wortes ist also die Bedeutung des Wortes. Der Bedeutungwandel gehört zu einem der Hauptwege der Bereicherung des Wortschatzes der Sprache.

    Die Bedeutung des Wortes läßt sich nicht als etwas Konstantes, Beständiges, als etwas für alle Zeiten Stabiles betrachten. Die Bedeutung des Wortes kann sich ändern. Das geschieht oft gleichzeitig mit der Veränderung der Denotate (Gegenstände und Erscheinungen).
    3.2. Ursachen des Bedeutungswandels
    Die meisten deutschen Wörter haben mehrere Bedeutungen und sehr oft entstehen neue Bedeutungen eines Wortes durch den Bedeutungswandel, der durch viele Ursachen bedingt ist. Was diese Ursachen anbetrifft, spricht man von linguistischen und extralinguistischien (historischen, sozialen und sogar psychischen) Gründen. Zu den wichtigsten Gründen kann die Sprachökonomie gezählt werden. Die Zahl der Denotate (Gegenstände und Erscheinungen der Wirklichkeit) ist unendlich, die Zahl der Wörter ist dagegen begrenzt, deshalb erhalten die Wörter neue Bedeutungen.

    Die extralinguistischen Ursachen können verschiedener Natur sein. Am häufigsten ist es historisch-kultureller Wandel im Leben der Menschen, der zur Entwickling neuer Begriffe führt. Die Veränderung von Denotaten (Gegenständen) kann auch zum Bedeutungswandel führen. Viele Wörter werden zunächst nur von einer engeren sozialen oder beruflichen Gruppe als sozialbeschränktes Wort oder Fachausdruck gebraucht. Später können diese Wörter in die allgemeine Sprache übergehen. Auch der Wunsch, den sprachlichen Eindruck zu verstärken oder zu mindern, kann eine Ursache des Bedeutungswandels sein (das Streben nach Ausdrucksverstärkung oder Affekt und das Streben nach Ausdrucksabschwächung oder Euphemismus).
    3.3. Die Arten des Bedeutungswandels
    Es gibt zwei Systeme der Gliederung des Bedeutungswandels, ein logisches und ein psychologisches. Die logische Klassifikation basiert auf dem quantitativen Vergleich der Bedeutungen eines Wortes vor und nach dem Bedeutungswandel. Die psychologische Gliederung geht von Assoziationen aus. Die logische Klassifikation wird von Linguisten bevorzugt, weil sie einfacher ist und alle Fälle des Bedeutungswandels umfaßt. Nach dieser Klassifikation lassen sich folgende Arten des Bedeutungswandels unterscheiden:

    1. Bedeutungserweiterung;

    2. Bedeutungsverengung;

    3. Metaphorische Übertragung der Namensbezeichnung;

    4. Metonymische Übertragung der Namensbezeichnung;

    5. Wertsteigerung (Melioration) und Wertminderung (Pejoration) der Bedeutung;

    6. Euphemismus;

    7. Übertreibung der Wortbedeutung (Hyperbel);

    8. Abschwächung der Wortbedeutung (Litotes).

    Der Bedeutingswandel ist nicht nur in einzelnen Wörtern, sondern auch in Wortverbindungen zu finden.
    3.3.1. Bedeutungserweiterung und Bedeutungsverengung
    Erweiterung der Bedeutung ist das Resultat der Entwicklung des semantischen Umfangs des Wortes vom Einzelnen zum Allgemeinen, vom Konkreten zum Abstrakten. Die Bedeutung des Wortes erweitert sich, und das Wort selbst beginnt einen weiteren Begriff zu bezeichnen. Die Bedeutungserweiterung besteht also in der Verallgemeinerung der ursprünglichen Bedeutung. Die Entwicklung der Bedeutung führt zur Erweiterung des Gebrauchsgebietes des Wortes: Stube, ursprünglich „Heizvorrichtung für ein warmes Bad“, dann „ein mit dieser Vorrichtung versehenes Badezimmer“, später „ein heizbares Zimmer“ und endlich „ein Zimmer“ überhaupt; Mütze, ursprünglich „Kleidungsstück eines Geistlichen, das Kopf und Schulter bedeckte“, heute – „Kopfbedeckung“.

    In der Regel führt die Erweiterung des semantischen Wortumfangs nicht zur Mehrdeutigkeit des Wortes und ist mit dieser nicht identisch. Für ein polysemes Wort ist kennzeichnend, daß dieses Wort mehrere Denotate (Gegenstände und Erscheinungen) bezeichnet und infolgdessen auch mehrere Bedeutungen besitzt. Für die Erweiterung der Bedeutung ist dagegen typisch, daß ein Wort nur ein Denotat (Gegenstand und Erscheinung) bezeichnet, das heißt nur eine allgemeine sachliche Bedeutung besitzt, der semantische Umfang und das Gebrauchsgebiet des Wortes hat sich aber erweitert. Der parallele Terminus für die Bedeutungserweiterung ist die Generalisierung der Bedeutung. Die Bedeutungserweiterung ist oft eine Begleiterscheinung des Übergangs der Wörter aus einem fachsprachlichen Bereich in die Allgemeinsprache.

    Die Bedeutungsverengung ist ein Gegenstück zu Bedeutungserweiterung. Parallele Bezeichnung ist Spezialisierung der Bedeutung. Die Verengung der Bedeutung entsteht als Ergebnis der semantischen Entwicklung eines Wortes vom Allgemeinen zum Einzelnen, vom Abstrakten zum Konkreten. Die Bedeutung des Wortes verengt sich, und das Wort beginnt infolgdessen einen engeren, einen Einzelbegriff auszudrücken. Die Verengung des Bedeutungsumfangs führt auch zur Begrenztheit des Gebrauchsgebiets des Wortes mit sich: Dach, ursprünglich allgemein „das Deckende“, heute nur „das Dach eines Hauses“; Lid, ursprünglich „Deckel“ überhaupt, heute nur „Augendeckel“; Brief, ursprünglich „kurzes offizielles Schriftstück“, „Urkunde“, heute „eine schriftliche Mitteilung auf Entfernung, die gewöhnlich per Post gesandt wird“.
    3.3.2. Metaphorische Übertragung der Namensbezeichnung
    Metapher (aus griech. meta – „über“, phero – „trage“) bedeutet eigentlich Übertragung. Ihr liegen Assoziationen nach der Ähnlichkeit zugrunde. Für die Metapher ist ein latenter Vergleich kennzeichnend.

    Es gibt zwei Arten der Metapher: die stilistische und die lexikalische. Die stilistische Metapher ist viel ausdrucksvoller, bildhafter als die lexikalische, aber schafft keine neuen Bedeutungen der Wörter. Sie dient nur stilistischen Zwecken: die Flamme der Liebe, ein Strom von Erinnerungen. Es gibt verschiedene Abarten der Ähnlichkeit, die die metaphorische Übertragung hervorrufen können:

    1. Ähnlichkeit der Form: Nadelkopf, Landzunge, Flaschenhals, Bergrücken, Stuhlbein, Schlange in der Bedeutung „eine Reihe wartender Menschen“, Augapfel;

    2. Ähnlichkeit der Charakterzüge oder des Äußeren: ein schöner Mann – Apollo, eine schöne Frau – Venus, ein eifersüchtiger Mensch – Othello;

    3. Ähnlichkeit eines inneren Merkmals, einer Eigenschaft: bittere Worte, süßer Ton, trockene Worte, harte Stimme;

    4. Eine große Gruppe von Metaphern bildet die Übertragung vom Tier auf den Menschen: Hund „gemeiner Kerl“, Fuchs „listiger Mensch“, Esel „dummer Mensch“, Schwein „schmutziger Kerl“, büffeln, ochsen „strumpfsinnig lernen“;

    5. Eine ganz besondere Art der Metapher ist die Personifizierung, die Übertragung der Eigenschaften eines Lebewesens auf Gegenstände oder Erscheinungen: der Wind erhebt sich, die Augen sprechen, die Jahre gehen, das Leben geht weiter;

    6. Ähnlichkeit der Funktion: Fuß eines Berges, eines Gefäßes;

    7. Namensübertragung von Sachen auf Menschen: Leuchte „berühmter Fachmann, kluger Kopf“, Kratzbürste „widerborstige Frau“, Klotz „unbeholfener Mensch“;

    8. Übertragungen aus dem Konkreten in das Abstrakte: Spur, ursprünglich „der Eindruck, der die Fußtritte eines Tieres, eines Menschen auf dem Erdboden hinterlassen“, später bezeichnet das Wort auch „die Abdrücke von Wagenrädern“, infolge der metaphorischen Übertragung bekommt das Wort Spur auch einen abstrakten Sinn;

    9. Ähnlichkeit der Farbe: die Grünen „Angehörige einer Partei, die für Umweltschutz auftritt“


    3.3.3. Metonymie
    Unter Metonymie wird die Übertragung der Namensbezeichung von einem Gegenstand auf einen anderen auf Grund eines logischen Verhältnisses zwischen diesen Gegenständen verstanden. Im Gegensatz zu der Metapher liegt hier keine Ähnlichkeit oder kein latenter Vergleich zugrunde. Das Wort Metonymie bezeichnet eigentlich „die Umbenennung“ (aus griech. meta – „über“ und onoma – „Name“).

    Bestimmte räumliche, zeitliche, stoffliche, kausale und andere Verhältnisse liegen der metonymischen Übertragung zugrunde:

    1. Die Namensübertragung auf Grund der Beziehung zwischen dem Ganzen und dessen Teil – Synekdoche: er ist ein kluger Kopf statt kluger Mensch (der Teil für das Ganze), die ganze Welt klatschte Beifall (wird gemeint eine Gruppe von Menschen, in diesem Fall umgekehrt das Ganze vertritt den Teil);

    2. Namensübertragung vom Raum auf die sich dort befindlichen Menschen: Stadt anstatt Einwohner, Haus anstatt Bewohner, die ganze Schule anstatt Schüler, das Auditorium anstatt Zuhörer;

    3. Namensübertragung vom Behälter auf das, was sich darin befindet: Glas statt Bier, Flasche statt Wein, Tasse statt Tee, Kaffee;

    4. Übertragung von der Benennung des Ortes auf das, was dort hergestellt wird: Havanna, Mokka, Champagner, Eau de Kologne;

    5. Übertragung vom Namen des Schöpfers auf sein Werk: Ohm, Guillotine, Röntgenstrahlen, Kochstäbchen, Herz, Mackintosch;

    6. Namensübertragung von dem Stoff auf den Gegenstand der daraus hergestellt wird: Glas – ein Gefäß, nach dem Material benannt;

    7. Übertragung der Namensbezeichnung von der Handlung auf das Resultat: sammeln – Sammlung, zeichnen – Zeichnung, senden – Sendung;

    8. Zeitliche Bedeutungsbeziehungen: Mittag „Essen, Mittagessen“, früher „Zeitpunkt, Tagesmitte“;

    9. Namensübertragung von einem Körperteil auf ein Kleidungsstück: Kragen bedeutete ursprünglich „Hals“;

    10. Übertragung von einem Kleidungsstück auf einen Körperteil: Schoß bezeichnet eigentich den „unteren Teil der Kleidung“, metonymisch auch „Knie“.


    3.3.4. Wertsteigerung und Wertminderung der Bedeutung
    Unter der Wertsteigerung vertseht man solch einen Prozeß, demzufolge das Wort eine neue, erhabene, bessere Bedeutung bekommt: Die Grundbedeutung des Wortes Marschall war eigentlich „Pferdeknecht“, dann bezeichnete dieses Wort den Stallmeister eines Fürsten, mit der Entwicklung der feudalen Gesellschaft wurde das Wort der Marschall allmählich zur Bezeichnung eines der Hofämter und eines der Militärränge.

    Unter der Wertminderung der Bedeutung wird solch ein Prozeß verstanden, dem zufolge das Wort eine andere in ihrem Wert verminderte Bedeutung bekommt: das Adjektiv schlecht bedeutete ursprünglich „in gerader Linie laufend“, „glatt“, „eben“. Zur Zeit „geringwertig“, „nicht gut“. Die alte Bedeutung ist erhalten in den Wörtern: schlechthin (типичный), schlechtweg (просто-напросто).
    3.3.5. Euphemismus
    Euphemismus ( aus griech. eu „gut“ und phemi „sprechen“) bedeutet also „gut sprechen“ anstatt die Dinge bei ihrem Namen zu nennen.

    Die Euphemismen sind verhüllende oder verschönernde Ausdrücke. Sie werden aus zweierlei Gründen gebraucht: aus Gründen des Aberglaubens oder des Anstandes. Der letzte Grund ist heute ausschlaggebend: man will unanständige oder unangenehme Wörter und Ausdrücke vermeiden und sie durch schönere oder verhüllende ersetzen.

    Man unterscheidet:

    1. religiöse Euphemismen: der Allerwissende, der Allmächtige, Er, himmlicher Richter (anstatt des Wortes Gott), Böse, Schwarze, böser Feind, Deibel (statt des Wortes Teufel);

    2. sozial-moralische: dichten, phantasieren (lügen); sich benebeln, zu tief ins Glas sehen (betrunken sein), Freudenmädchen (Prostituierte); klemmen, klauen, mausen, lange Finger haben (stehlen), aus dem Wege schaffen, umlegen, kalt machen (jemanden töten);

    3. politische Euphemismen: Annexion statt Länderraub;

    4. gesellschaftlich-ästhetische Euphemismen: Appertement, Kabinett, ein gewisser Ort, Befreiungsstelle, Toilette für Abort; in der Hoffung sein, in anderen Umständen sein für schwanger sein, die Augen für ewig schließen für sterben.


    3.3.6. Übertragung der Wortbedeutung (Hyperbel)
    Für die Hyperbel ist die übertriebene Darstellung verschiedener Merkmale und Eigenschaften der Gegenstände und Vorgänge kennzeichnend: irgendwas tausendmal sagen statt vielmals; jemanden eine Ewigkeit nicht sehen statt jemanden lange nicht sehen, eine Welt von Gedanken, tausend Dank, vor Langeweile sterben.

    Die Hyperbel dient nicht nur den Zwecken des Emotionsdrucks, sondern auch der Bereicherung des Wortschatzes. Es entstehen sinnwervandte Wörter und Wortverbindungen: vielmals und vieltausendmal, sehr hungrig und wolfshungrig, jemanden lange nicht sehen und jemanden eine Ewigkeit nicht sehen.
    3.3.7. Litotes
    Unter Litotes versteht man die im Vergleich zu der Wirklichkeit übertriebene Abschwächung der Aussage: zu einer Tasse Tee einladen, zu einem Löffel Suppe einladen; im Augenblick kommen.

    Termini zum 3. Kapitel
    Bedeutungserweiterung, die расширение значения

    Bedeutungswandel, der изменение значения

    Bedeutungsverengung, die сужение значения

    Euphemismus, der эвфемизм

    Fachausdruck, der профессиональное выражение

    Generalisierung (der Bedeutung), die генерализация (расширение) значения

    Hyperbel, die гипербола

    Litotes, die литота

    linguistische und extralinguistische

    Ursachen языковые и внеязыковые причины

    Metapher, die метафора

    metaphorische Übertragung метафорический перенос

    Metonymie, die метонимия

    metonymische Übertragung метонимический перенос

    Semantik, die семантика

    semantische Derivation семантическая деривация

    Spezialisierung (der Bedeutung), die специализация (сужение) значения

    übertragene Bedeutung перенос значения

    Übertragung der Namensbezeichnung перенос названия

    Wertminderung, die ухудшение (пейорация) значения

    Wertsteigerung, die улучшение (мелиорация) значения
    Fragen zur Selbstkontrolle


    1. Definieren Sie den Terminus „Bedeutungswandel“.

    2. Nennen Sie die Ursachen des Bedeutugswandels.

    3. Welche parallele Bezeichnung für den Terminus „Bedeutungswandel“ ist Ihnen bekannt?

    4. Zählen Sie die Arten des Bedeutungswandels auf.

    5. Wodurch unterscheiden sich die logische und die psychologische Klassifikationen des Bedeutungswandels?

    6. Was wird unter mataphorischer Übertragung verstanden?

    7. Welche Arten von Metaphern kennen Sie?

    8. Worin besteht die metonymische Übertragung?

    9. Nennen Sie die Arten der metonymischen Namensübertragung.

    10. Was versteht man unter Bedeutungserweiterung und –verengung?

    11. Definieren Sie die Wertsteigerung und Wertminderung der Bedeutung.

    12. Was wird unter dem Euphemismus verstanden?

    13. Definieren Sie Hyperbel.

    14. Was wird in der Linguistik als Litotes betrachtet?


    1   2   3   4   5   6   7   8   9


    написать администратору сайта