Главная страница
Навигация по странице:

  • 3.5.1.3. Die Klammerform

  • 3.5.1.4. Das Adjektiv-Nomen-Kompositum

  • 3.5.1.5. Das Verb-Nomen-Kompositum

  • 3.5.2 Das adjektivische Determinativkompositum

  • 3.5.2.1. Das Nomen-Adjektiv-Kompositum

  • 3.5.2.2. Das Adjektiv-Adjektiv-Kompositum

  • 3.5.2.3. Das Verb-Adjektiv-Kompositum

  • 3.5.3. Das verbale Determinativkompositum

  • Лексикология современного немецкого языка


    Скачать 272 Kb.
    НазваниеЛексикология современного немецкого языка
    АнкорKomposition_metod.doc
    Дата10.07.2018
    Размер272 Kb.
    Формат файлаdoc
    Имя файлаKomposition_metod.doc
    ТипДокументы
    #21292
    страница5 из 6
    1   2   3   4   5   6

    Die Bezugnahme auf Ersteinheiten von Komposita

    Komposita sind im Deutschen so strukturiert, dass die zweite Einheit die syntakti­sche Verwendung und die Semantik des Kompositums steuert. Auch die kontextuelle Einbettung eines Kompositums unterliegt dieser Regel: rotes Halstuch bezeich­net ein rotes Tuch, nicht einen roten Hals. Gegen diese Regel wird jedoch bei den Nomen-Nomen-Komposita mitunter verstoßen. Einige Sprecherschreiber nehmen regelwidrig auf die erste Einheit syntaktisch-semantisch Bezug, z.B. am heutigen Wahltag der Mitarbeiter. Hier bezieht sich die Genitivphrase der Mitarbeiter regelwidrig auf die erste Einheit Wahl, nicht auf Tag; es geht um die Wahl der Mitarbeiter, nicht um einen Tag der Mitarbeiter.

    Legendäre Beispiele sind die reitende Artilleriekaserne, der vierstöckige Hausbesitzer, die durchlöcherte Stuhl­sitzfabrik, der geräucherte Fischladen, saure Gurkenfabriken, Prozeßbeginn gegen Immobilienunternehmer Schneider, schwache Verkehrszeiten, rundes Geburtstagskind.
    3.5.1.3. Die Klammerform

    Als Klammerformen werden in der Forschungsliteratur nominale Determinativkom­posita wie Bierdeckel angesehen, deren erste Einheit (Bier) ursprünglich zweiteilig gewesen sein soll (z.B. Bierglas)', der zweite Teil der ersten Einheit (Glas) soll „aus ökonomischen Gründen“ weggefallen sein: Bierglasdeckel → Bierdeckel. Als typische Klammerformen gelten z.B. Betriebs(wirtschafts)lehre, Kokos(nuss)butter, Füll(feder)halter, Tank(stellen)wart.

    Komposita wie Bierdeckel werden Klammerformen genannt, weil bei ihnen ein mittleres Glied ausgespart ist, so dass die beiden äußeren Glieder eine Klammer bilden. Die Klammer­formhypothese sieht also folgende Struktur vor: Bier(l) + Glas(2) + Deckel(3)

    Der Terminus Klammerform bzw. Trikomposita und die Begriffsbeschreibungen sind allerdings irreführend, weil der vermeintlich wegfallende Teil ja gar nicht in der Mitte des Kompositums steht, sondern morphologisch und semantisch zur ersten Einheit gehört. Insofern ist hier auch nichts dreiteilig. Wie bei Determinativkompo­sita die Regel, ist vielmehr auch ein Kompositum wie Bierglasdeckel binär: Bierglas(1) + Deckel(2)

    Darüber hinaus ist die Klammerform als Erklärungsmodell hauptsächlich aus zwei Gründen zweifelhaft:

    Erstens beruht die Klammerformhypothese auf der Annahme, dass die Einheiten in Komposita wie Bierdeckel in keiner sinnvollen Bedeutungsbeziehung zuein­ander stehen würden; zur Paraphrasierung des Kompositums müsse eine weitere Einheit hinzugefügt werden, z.B. 'Deckel für Bier(gläser)'. Schon diese Prämisse ist nur bedingt plausibel, denn Paraphrasen sind keine überzeugenden Argu­mente für morphologische Strukturen: Paraphrasen beschreiben in syntaktischer Form die Bedeutung eines komplexen Wortes, entsprechen aber nicht unbedingt dessen morphologischem Aufbau. Vor allem aber ist die Annahme einer fehlen­den Einheit keineswegs zwingend, denn gerade nominale Komposita sind semantisch weitgehend frei: In der Forschungsliteratur wird im Zusammenhang mit Klammerformen mitunter von „Schiefheiten in der Verknüpfung" gespro­chen. Formulierungen wie diese werten subjektiv und werfen Fehlerhaftigkeit vor, wo lediglich festgestellt werden kann, dass es im Deutschen regulär möglich ist, Bedeutungsbeziehungen zwischen Kompositaeinheiten vage zu lassen. Die Prägnanz von Komposita entsteht gerade daraus, dass nicht alles ex­plizit ausgedrückt werden muss. Bei den meisten Komposita bedarf es daher oh­nehin erläuternder Zusätze, z.B. Hutschachtel 'Schachtel, in der ein Hut aufge­hoben werden kann', Fischfrau 'Frau, die Fisch verkauft', Rotbuche 'Buche, die rotes Laub hat'. Niemand ist aber bislang auf den Gedanken gekommen, auch Komposita wie Hutschachtel, Fischfrau oder Rotbuche als Klammerformen zu postulieren, also als Hut(aufheb)schachtel, Fisch(verkauf)frau, Rot(laub)buche. Genauso klammerformlos wie Hutschachtel sind nun aber auch Komposita, die in der Forschungsliteratur als Klammerformen betrachtet werden, zu analysieren, z.B. Betriebslehre als 'Lehre darüber, wie ein Betrieb zu führen ist', Bierdeckel als 'Deckel, der irgendwas mit Bier zu tun hat'. Zudem sind einige der in der Forschungsliteratur als Klammerformen angegebenen Komposita wie Schlacht-(vieh)hof keineswegs nur mit den eingefügten No­mina zu verstehen, sondern ebenso gut als 'Hof, auf dem geschlachtet wird'. Hier stiftet die Klammerformhypothese also eher Verwirrung als dass sie etwas zu klären vermag.

    Zweitens ist an der Klammerformhypothese unbefriedigend, dass offenbar nicht eindeutig geklärt werden kann, wie die vermeintlich fehlende Einheit denn nun genau lauten soll. So sind sich sogar Vertreter der Klammerformhypothese selbst nicht immer einig, was genau ausgelassen worden sein soll, vgl. Fern(melde)amt gegenüber Fern(sprech)amt. Zudem müssten eigentlich zur genauen semantischen Beschreibung mit­unter sogar noch viel mehr als die in der Forschungsliteratur angegebenen ein­teiligen Einschübe angenommen werden: So ist z.B. Akutbett keineswegs voll­ständig durch Akut(fall)bett bestimmt, strengenommen müsste angegeben wer­den, es handele sich bei Akutbett um eine Kürzung aus Akutfallklinikbett oder Akutfallkrankenhausbett oder Akutfallgemeinschaftsärztehausbett. Es hat also offenbar mitunter absurde Konsequenzen zu versuchen, die üblicherweise vagen Beziehungen zwischen den Einheiten gerade nominaler Komposita doch noch ir­gendwie morphologisch zu konkretisieren.
    3.5.1.4. Das Adjektiv-Nomen-Kompositum

    Im Vergleich zur Nomen-Nomen- und Verb-Nomen-Komposition ist die Adjektiv-Nomen-Komposition (z.B. Buntpapier, Suggestivfrage) morphologisch und semantisch deutlich stärker beschränkt. Diese Beschränkung ist jedoch meist weniger eine Frage des Wortbildungssystems als der Norm: Wortbildungsprodukte, die vom System her möglich wären, werden aus bislang weitgehend ungeklärten Gründen von Sprecherschreibern nicht genutzt; die Wortbildungsprodukte sind systematisch durchaus richtig, aber unüblich.

    Welche Adjektive gebräuchlicher sind als andere, ist nicht erkennbar: Glei­chermaßen genutzt werden einsilbige und mehrsilbige Adjektive (z.B. bunt, kalt, soft, bitter, dunkel), simplizische und komplexe Adjektive (z.B. bitter, bunt, mehrfach, schwarzweiß), derivierte und zusammengesetzte Adjektive (z.B. mehrfach, universal, rotgrün, schwarzweiß) oder einheimische und ent­lehnte Adjektive (z.B. bunt, mager, light, soff). Alle Aussagen zu Produkti­vität und Häufigkeit lassen sich jeweils nur für einzelne Adjektive treffen; mitunter sind aber Tendenzen erkennbar: So werden üblicherweise z.B. Ad­jektivderivate mit den Suffixen -bar, -lich, -ig nicht als Ersteinheiten ver­wendet.

    Etablierte Adjektiv-Nomen-Komposita sind u.a. Altbundeskanzler, Alterna­tivmedizin, Bestnote, Blindflug, Brachialgewalt, Buntmetall, Dunkelmänner, Endlospapier, Exklusivinterview, Falschgeld, Gebrauchtwagen, Gemischt­waren, Lebendgruppe, Lightprodukte, Magersucht, Magerquark, Mager­milch, Mehrfachstecker, Mürbeteig, Rotgrünblindheit, Schwarzweißfernse­her, Softeis, Süßspeise, Süßkartoffel, Universalgelehrter. Die adjektivischen Einheiten dieser Komposita werden jedoch keineswegs allgemein frei zur Komposition herangezogen, auffällig sind z.B. Bestschüler, Buntkleid, Klar­gedanke, Magerwurst, Schwarzweißschlips, Süßcreme.

    Semantisch gesehen sind alle Adjektiv-Nomen-Komposita nach dem glei­chen vagen Muster gebildet: Das Adjektiv attribuiert das Nomen genauso wie in Nominalphrasen, z.B. Buntpapier = buntes Papier, Blaukraut = blau­es Kraut, so auch Alternativmedizin, Billigmedikament, Dickmilch, Doppel­kinn, Einfachlösung, Flachdach, Elementarerlebnis, Endlosmonolog. Auch wenn durch die Komposition immer ein spezieller Effekt erreicht wird, ent­sprechen Phrasen und Komposita einander; das Determinans bestimmt das Determinatum hinsichtlich seiner charakteristischen Eigenschaft: Eine Halbliterflasche mit Weithals bezeichnet eine Halbliterflasche mit weitem Hals. Nur einige wenige Adjektiv-Nomen-Komposita gehören vermeintlich nicht diesem Attributmuster an. So bedeu­tet z.B. Akutbett nicht unmittelbar 'akutes Bett', vgl. auch Immunbiologe, Schnellstraße, Schwarzweißfernseher. In der Forschungsliteratur werden solche Komposita daher mitunter als Klammerformen (z.B. Akut(fall)bett) interpretiert; die erste Einheit soll dieser Ansicht zufolge kein Adjektiv, son­dern ein gekürztes Nomen sein: Akut- soll hier für Akutfall stehen. Terminus und Begriff Klammerform sind jedoch fragwürdig.
    3.5.1.5. Das Verb-Nomen-Kompositum

    Die Verb-Nomen-Komposition ist deutlich weniger eingeschränkt als die Adjektiv-Nomen-Komposition. Die Norm lässt hier weitaus mehr zu, auch Okkasionalismen sind meist unauffällig.

    Verwendet werden fast alle Typen von Verbstämmen, und zwar gleicherma­ßen einsilbige und mehrsilbige Verbstämme (z.B. bind-, mogel-), simplizische und komplexe Verbstämme (z.B. bind-, rasier-), abgeleitete und zu­sammengesetzte Verbstämme (z.B. entkodier-, rasier-, spritzgieß-) sowie einheimische und entlehnte Verbstämme (z.B. bind-, box-). Etabliert sind z.B. Bindfaden, Boxring, Bratkartoffeln, Charterflug, Fahrschüler, Gießkan­ne, Heftklammer, Kletterbaum, Kratzspuren, Modelliermasse, Mogelpa­ckung, Nieselregen, Putzsucht, Rasierspiegel, Sitzvolleyball, Spritzgießma­schine, Stehkragen, Stolperdraht, Suchmaschine, Surfbrett, Talkrunde, Tän­zelschritt, Tarnmantel, Trödelheini, Waschfrau, Wanderschuhe.

    Bei der nominalen Komposition mit Verben werden überwiegend Verb­stämme herangezogen (z.B. bind- in Bindfaden); Ausnahmen sind die finiten Formen einiger Modal- und Kopulaverben, z.B. in Kann-Bestimmung, Muss-Vorgaben, Ist-Zustand.

    Bei Verben wie rechnen und zeichnen werden als Ersteinheiten die kompo­sitionsspezifischen Varianten rechen- und zeichen- verwendet (z.B. Rechen­aufgaben, Zeichentisch).

    Fugenelemente gibt es bei Verb-Nomen-Komposita offenbar nicht. Nicht als Fugenelement, sondern als Element einer Stammvariante versteht man das -e in Komposita wie Bindeglied, Haltestelle, Hebebühne, Liegestuhl, Lösegeld, Meldeformular, Redeverbot.

    Auch semantisch gesehen sind Verb-Nomen-Komposita deutlich vielfältiger als Adjektiv-Nomen-Komposita. Während bei Adjektiv-Nomen-Komposita nur ein semantisches Muster anzusetzen ist, nämlich die Zuweisung einer durch das Adjektiv bezeichneten Eigenschaft (z.B. Sauerkraut 'saures Kraut'), finden sich bei Verb-Nomen-Komposita verschiedene Muster, die sich aus der Ausrichtung der vom Verb bezeichneten Tätigkeit ergeben, z.B. Tanzbär 'Bär, der tanzt' (nomen agentis), Tanzstück '(Theater)Stück, das getanzt wird' (nomen patientis) und Tanzsaal 'Saal, in dem getanzt wird' (nomen loci).
    3.5.2 Das adjektivische Determinativkompositum

    Adjektivkomposita werden überwiegend aus nur zwei simplizischen Einhei­ten zusammengefügt, z.B. bittersüß, brüllkomisch, butterweich, schwarz­weiß, treffgenau, zitronengelb. Obwohl das Wortbildungssystem des Deut­schen auch komplexe Einheiten zulässt (z.B. stachelbeerstrauchbraun, königsmantelrot, butterkuchenschwer), nutzen Sprecherschreiber solche Mög­lichkeiten eher selten. Im Gegensatz zu den vielfach genutzten nahezu unbe­grenzten Möglichkeiten bei der nominalen Komposition (z.B. Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitänswitwenrentenansprüche) sind der ad­jektivischen Komposition durch die Norm Beschränkungen auferlegt. Un­übersichtlich vielgliedrige Komposita sind bei Adjektiven eher die Ausnah­me, z.B. in vom rotgraublauweißschwarzgesprenkelten Schüttstein in der Küche.

    Adjektivkomposita können mit verschiedensten Ersteinheiten zusammenge­setzt werden:

    • Das Nomen-Adjektiv-Kompositum

    • Das Adjektiv-Adjektiv-Kompositum

    • Das Verb-Adjektiv-Kompositum u.a.


    3.5.2.1. Das Nomen-Adjektiv-Kompositum

    Nomina sind die in der Wortbildung produktivsten Einheiten; auch als Erst­einheiten in Adjektivkomposita werden sie sehr häufig genutzt, z.B. in dau­mendick, schutzengelschön, geheimnisvoll, haushoch, hautnah, inhaltsleer, kostenneutral, landesweit, lebensmüde, pantherelegant, schadstoffreduziert, schneeblind, spannungsreich. Dabei gibt es offenbar keine Beschränkungen hinsichtlich des Nomens: In großer Zahl kommen vor: ein- und mehrsilbige Nomina (z.B. in fischgrün, zimtsüß, himmelblau, meterlang), simplizische und komplexe Nomina (z.B. in butterweich, hundsgemein, ölsardinendicht am Strand liegende Urlauber, sommerwiesenbunt), derivierte und zusammengesetzte Nomina (z.B. in erwartungsfroh, abflugbereit, hundehütten­groß, donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitänswitwen-traurig) sowie ein­heimische und entlehnte Nomina (z.B. in bildschön, potthässlich, anekdo­tenmüde, appetitanregend).

    Semantisch gesehen wird wohl das vergleichende Muster am kreativsten genutzt, z.B. ich werde immer nur fischstäbchenbraun, achillessehnendick, kartoffelgelb), einem sirupschwarzen Flüsschen.
    3.5.2.2. Das Adjektiv-Adjektiv-Kompositum

    Während die Nomen-Adjektiv-Komposition weitgehend unbeschränkt ist, schränkt der Kommunikationsbedarf die Adjektiv-Adjektiv-Komposition ein. Zwar gibt es keine Reglementierung etwa hinsichtlich morphologischer Merkmale der adjektivischen Ersteinheit, doch werden Adjektiv-Adjektiv-Komposita, in denen Eigenschaften durch Eigenschaften näher bestimmt werden, einfach nicht besonders oft benötigt. Gebildet werden Determinativkomposita wie orangerot, höflich-bestimmt. Genutzt wird eher die Bil­dung von Kopulativkomposita.

    Gelegentlich finden sich Superlative als Ersteinheiten, die allerdings auf ein festes Inventar etablierter Formen und Verwendungen begrenzt sind, z.B. bestbezahlt, größtmöglich, meistbewundert.

    Semantisch gesehen sind adjektivische Ersteinheiten von determinativen Adjektivkomposita wenig aufgefächert. In der Regel wird wie bei der Adjektiv-Nomen-Komposition attribuiert: orangerot bezeichnet 'rot, und zwar ins Orange gehend', höflich-bestimmt bezeichnet 'bestimmt, aber auf höfli­che Art'.
    3.5.2.3. Das Verb-Adjektiv-Kompositum

    Adjektivische Komposita mit einem Verbstamm als Ersteinheit sind keines­wegs ungewöhnlich, allerdings werden offenbar auch sie nicht allzu häufig benötigt. Fleischer/Barz (1995, S. 247) nennen vor allem ein begrenztes Inventar etablierter Verbindungen, so u.a. mit den Adjektiven fähig, fest, kundig, sicher und tüchtig, z.B. in fahrtüchtig, gehfähig, schreibkundig, treffsicher, trinkfest. Vgl. auch abfahrbereit, denkfaul, fragwürdig, knall­bunt, pflückreif, springlebendig, triefnass, werbewirksam. Auch die Erstein­heiten sind aus Normgründen begrenzt; auffällig sind etwa lauftüchtig, lerntüchtig, springtüchtig, suchtüchtig.

    Semantisch sind die Beziehungen zwischen Adjektiv und determinierendem Verb eher beschränkt. Häufig wird ein konsekutives, d.h. Folgen angebendes Muster genutzt, z.B. eine tropfnasse Hose 'eine Hose, die so nass geworden ist, dass sie tropft'.
    3.5.3. Das verbale Determinativkompositum

    Die Komposition der Verben spielt im Deutschen eine untergeordnete Rolle; in der Forschungsliteratur wird sogar häufig überhaupt bestritten, dass es Verbkomposition gibt.
    3.6. Endozentrische vs. exozentrische Determinativkomposita

    Wenn die 2. UK nicht nur morphologischer, sondern auch semantischer Head ist (auch als semantischer Kern bezeichnet), spricht man von endozentrischen Deter­minativkomposita. Bei allen bisherigen Beispielen ist dies der Fall.

    Ein solches endozentrisches Determinativkompositum kann semantisch erweitert werden, um ein Lebewesen oder Objekt zu benennen, das die im Wort bezeichnete Eigenschaft besitzt oder dem metaphorisch eine solche Eigenschaft zugeschrieben wird. Es entsteht dann eine exozentrische Lesart: Das, was bezeichnet werden soll, wird durch das Kompositum selbst nicht erfasst. Löwenmaul kann sich als endozentrisches Determinativkompositum auf das Maul eines Löwen beziehen; als exozentrisches Determinativkompositum oder Possessivkompositum, mitunter auch Bahuvrihi genannt, benennt es eine Blume, deren Blütenform vergleichbar mit dem Körperteil dieses Tieres ist. Der Terminus 'Possessivkompositum' verweist darauf, dass jeweils ein besitzendes Merkmal (z.T. als Metapher) ausschlaggebend für die Benennung ist. Possessivkomposita liegt eine pars-pro-toto-Relation (ein Teil steht für das Ganze) zugrunde:

    a. Rotkäppchen = Märchengestalt der Gebrüder Grimm mit rotem Käppchen,

    b. Blauhelme = UNO-Soldaten, erkennbar an ihren blauen Schutzhelmen,

    c. Grünrock = Förster in seiner grünen Uniform,

    d. Pfauenauge = Schmetterling mit markanter Flügelzeichnung, vergleichbar mit dem Auge eines Pfauen.

    Daneben gibt es auch exozentrische Determinativkomposita, bei denen die pars-pro-toto-Relation nicht gegeben ist und die deshalb nicht zu den eigentlichen Posses­sivkomposita zählen. Als Metaphern verbalisieren sie bereits ein Ganzes:

    a. Angsthase = ängstlicher Mensch,

    b. Himmelschlüsselchen = Blume,

    c. Schluckspecht = jemand, der viel trinkt.

    d. Wirrkopf = Person, die einen wirren Kopf hat.

    Ein Objekt als Ganzes (vgl. Tier ...hase, ...spechf) steht hier metaphorisch für ein anderes Objekt als Ganzes (Mensch), während bei den echten Possessivkomposita z.B. ein Kleidungsutensil als Teil (...käppchen, ...helme, ...rock) zur Bezeichnung für ein Objekt als Ganzes (Mensch) herangezogen wird.

    Komposita dieses Typs sind besonders zur Bezeichnung von Lebewe­sen (Personen, Tieren, Pflanzen) relativ häufig, z.B. Langbein 'Person, die lange Beine hat', Hinkebein 'Person, die ein Hinkebein hat', Rotkehlchen 'Vogel, der ein rotes Kehlchen hat', Nashorn 'Säugetier, das ein Hörn auf der Nase hat', Weißwurz, auch Weißwurzel 'Pflanze, die eine weiße Wurzel hat', Schwarzdorn 'Pflanze, die schwarze Dornen hat'. Daneben finden sich aber auch Bezeichnungen für Gegenstände, z.B. Dreirad 'Fahrgerät, das drei Räder hat', Viereck 'Ding, das vier Ecken hat'.

    4. Kopulativkomposita
    Bei den Kopulativkomposita werden zwei Konstituenten so kombiniert, dass beide gleichbe­rechtigt nebeneinander stehen. Das Verhältnis der beiden Konstituenten kann durch sowohl - als auch oder durch und wiedergegeben werden: taubstumm, dummfrech, Mannweib, Hassliebe, nasskalt. Das logisch-semantische UND als Anzeiger der parataktischen Relation zwischen den UK wird bei vielen Zahlen-Komposita wie einundzwanzig, vierundsechzig, neunundneunzig sprachlich expliziert. Kopulativkomposita sind nur in geringer Anzahl vorhanden.

    Kopulativkomposita haben eine einfache strukturelle Voraussetzung: es müssen zwei Lexeme zusammentreten, beide von derselben Wortart und derselben semantischen Kategorie. Die Bedeutung des Kompositums ergibt sich aus einer Addition der Be­deutung der beiden Teilelemente. So ist Dichterkomponist 'eine Person, die sowohl Dichter als auch Komponist ist', Strich­punkt 'ein Satzzeichen, das als Bestandteile sowohl Punkt als auch Strich besitzt' und bittersüß 'eine Geschmacksrichtung, die sowohl eine bittere als auch süße Note hat'.

    Morphologischer Head der Kopulativkomposita ist die rechte UK. Da für diese Komposita kategoriale Gleichheit der UK verlangt ist, wird die Festlegung der Wort­kategorie durch die rechte UK nicht vordergründig. Allerdings prägt sie auch die grammatischen Merkmale des Gesamtwortes. Das wird an der Genuszuweisung sub­stantivischer Bildungen deutlich:

    1. UK (der) Hass + 2. UK (die) Liebe → die Hassliebe

    In Bezug auf die Position des morphologischen Heads als strukturelles Merkmal ver­halten sich Kopulativ- und Determinativkomposita gleich.

    Da zwischen den UK von Kopulativkomposita semantische Gleichrangigkeit be­steht, ist ihre Reihenfolge prinzipiell vertauschbar (süßsauer vs. sauersüß). Bei Zahlen-Komposita und in lexikalisierten Bildungen ist sie jedoch festgelegt (dreizehn, taubstumm). Manchmal kann die Reihenfolge der UK durch außersprachliche Kon­vention bestimmt sein: die schwarz-rot-goldene Fahne. Hier haben wir zudem eines der wenigen Beispiele, in denen die binäre Struktur durchbrochen wird und drei koordinativ verknüpfte UK vorliegen.
    1   2   3   4   5   6


    написать администратору сайта