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  • Global forschen - lokal feuern.

  • Der Große Gelerte ist wieder daheim.

  • Der große Sprung vom Dorf an die Universität.

  • Eine revolutionäre Idee.

  • Texterläuterungen

  • Hемецкий язык книга. Учебник немецкого языка для технических университетов и вузов (с интерактивными упражнениями и тестами на компактдиске)


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    НазваниеУчебник немецкого языка для технических университетов и вузов (с интерактивными упражнениями и тестами на компактдиске)
    Дата26.04.2021
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    ТипУчебник
    #199039
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    's
    Am hübschen Haus.

    Und pflanzt es wieder
    Am stillen Ort;
    Nun zweigt es immer
    Und blüht so fort.


    SPRUCH, WIDERSPRUCH

    Ihr müsst mich nicht durch Widerspruch verwirren!
    Sobald man spricht, beginnt man schon zu irren.


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    WEIMAR - KULTURSTADT EUROPAS

    Dieser junge 27 jährige feurige Herr Doktor brachte eine wun« derbare Revolution in diesem Ort hervor, der bisher ziemlich phili­sterhaft gewesen war und plötzlich genialisiert wurde. Man kann sich keinen schöneren Mann vorstellen ... die seltene Vereinigung geistiger und körperlicher Vollkommenheit..." Diesen Satz sprach einst der Arzt Christoph Wilhelm Hufeland (1762-1836).

    Der Leser fragt sich, welchen Ort er wohl gemeint hat und welche Person? Nun, die Stadt ist zwar nach der politischen Wende in Deutschland nicht die Landeshauptstadt des Bundeslandes und Freistaates Thüringen geworden. Dennoch ist Weimar für ein Jahr eine Art Hauptstadt, nämlich „Kulturstadt Europas". Und diese Tatsache hängt eben auch zusammen mit dem Mann, von dem jener Arzt gesprochen hat und der kein geringerer war als Johann Wolf­gang von Goethe, der deutsche Dichterfürst. Er kam 1776 nach Wei­mar, wo er bis zu seinem Tod am 22.3.1832 lebte und Weltliteratur schuf und wie kein anderer seiner Zeit das Denken und Handeln in vielen Lebensbereichen beeinflußte.

    Über ihn haben wir in einer früheren Ausgabe des „Weges" ausführlich berichtet. Um ihn soll es hier nun also nicht gehen, sondern um die Stadt, die durch ihn „genialisiert" wurde. Stadt in der „grünen Mitte". Diese Stadt ist Weimar. Sie liegt in der „grünen Mitte" Deutschlands und etwa in der Mitte des Thüringer Beckens auf ca. 240 m N.N.1 Sie wird durchflössen von dem kleinen Flüss­chen Ilm, das aus dem Thüringer Wald kommend später in die Saale mündet. Ungefähr 60000 Einwohner leben in dieser mehr als uralten Siedlung. Die meisten der heutigen Einwohner sind evangelisch, wenn sie nach mehr als 40 jähriger sozialistischer Herrschaft der damaligen DDR denn überhaupt noch einer Kirche angehören.

    Als Stadt wurde Weimar 1254 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Im Laufe der Geschichte war sie schon mehrfach auch Residenz von Fürsten und Herzögen. Zuletzt war Weimar bis 1918 die Hauptstadt des Großherzogtums Sachsen-Eisenach. In moderner Zeit hat sie allerdings, wie schon erwähnt, den Wettbewerb um die Hauptstadt des neuen Bundeslandes gegen die Nachbarstadt Erfurt verloren. Wenngleich das Umland von Weimar land- und forstwirt­schaftlich geprägt ist, kann die Stadt doch auch Industrien auf­

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    weisen, z.B. Landmaschinenbau, Kabel- und Apparatebau, Her­stellung feinmechanischer Geräte u.s.w. Goethe- und Schillerstadt Weimar ist Kreisstadt (Kfz-Kennzeichen WE) und verfügt über zwei bekannte Hochschulen für Architektur und Bauwesen bzw. für Musik.

    Zu seinen bekanntesten Museen zählen natürlich das Goethe- Nationalmuseum und das Schillerhaus. Auch Friedrich von Schiller (1759-1805) wirkte die letzten 18 Jahre seines Lebens in Weimar, wo er in vielen Dingen, vor allem im Bereich der Literatur und des Theaters, eng mit Goethe zusammenarbeitete. Deshalb hat man den beiden Großen vor dem Nationaltheater auch ein Denkmal gesetzt. Manche Leute sagen, ganz Weimar sei mit seinem Schloss aus dem 16. Jahrhundert und seiner Altstadt ein Museum, das leider durch einen Bombenangriff im Februar 1945 stark gelitten hat. Inzwischen sind jedoch die meisten Schäden behoben und die Stadt erstrahlt in neuem Glanz seiner alten historischen Architektur.

    Demokratie und Faschismus. Zwei wichtige Ereignisse aus der jüngeren Geschichte müssen noch erwähnt werden, die Weimar auch bekannt gemacht haben: Nach dem Ende des 1. Weltkrieges versam­melte sich die verfassunggebende „Deutsche Nationalversamm­lung" in dem klassizistischen Bau des Nationaltheaters, um die par­lamentarisch-demokratische „Weimarer Republik" zu gründen. Diese Republik hatte Bestand bis zur Gründung des sogenannten 3. Reiches unter Adolf Hitler im Jahre 1933. Diese Zeit freilich gab der Stadt Weimar dann eine traurige Berühmtheit. Die Hitlerdiktatur er­richtete nämlich auf dem nahegelegenen Ettersberg das berüchtigte Konzentrationslager „Buchenwald". Tausende von Juden und Geg­nern des Nationalsozialismus kamen in diesem Lager ums Leben. Heute erinnert eine Gedenkstätte an diese bösen Zeiten.

    Bedeutsame Ereignisse zuletzt: dass die Stadt Weimar nun für 1999 zur „Kulturstadt Europas" ernannt worden ist, verdankt sie dem Zusammentreffen verschiedener bedeutsamer Ereignisse: Am 28.8.1999 feierte die kulturelle Welt die 250. Wiederkehr des Geburtstags von Johann Wolfgang von Goethe; zum 80. Mal jährte sich die Unterzeichnung der „Weimarer Verfassung"; die zehn­jährige Wiederkehr des Mauerfalls in Berlin und der Öffnung der Westgrenzen der DDR, also auch der Grenzen Thüringens zu Bayern, Hessen und Niedersachsen gilt es zu feiern; außerdem liegt

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    es genau 1100 Jahre zurück, dass Weimar als Ort in einer Urkunde erwähnt ist. Genug Gründe, der Stadt die besondere Ehre zuteil wer­den zu lassen. Die besondere Ehre ist aber auch eine besondere Ver­pflichtung: dass die Ernennung Weimars zur „Kulturstadt Europas" gefeiert wird mit einer Fülle von Veranstaltungen in der Stadt selbst und in ihrer Umgebung, das versteht sich natürlich. Für die relativ kleine Stadt bedeutet das einerseits hohe Investitionen vor allem finanzieller Art und andererseits einen großen Aufschwung ihrer Entwicklung in allen Bereichen ihres politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebens. Es wird sich lohnen, dieses besondere Jahr für die bisher kleinste der „Kulturstädte Europas" auf irgendeine Weise mitzuerleben über das Fernsehen, das Radio, die Presse oder, wenn möglich, durch einen persönlichen Besuch.

    1 Texterläuterungen 1: N.N. (nach'Norden) - на север '

    ALEXANDER VON HUMBOLDT

    Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander Freiherr von Humboldt wurde am 14. September 1769 in Berlin, in der Jägerstraße 22 als Sohn eines Offiziers geboren. Alexander wuchs gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm im Schloss Tegel, dem Familienbesitz der Hum­boldts auf. In den Jahren von 1777-1789 unterrichteten Privatlehrer ihn und seinen Bruder Wilhelm, den Elementarunterricht erteilte unter anderem Joachim Heinrich Campe1 (1746-1818). 1779 stirbt der Vater. 1787 immatrikulieren die Brüder Alexander und Wilhelm von Humboldt an der Universität in Frankfurt/Oder, wechseln jedoch schon ein Jahr später an die Universität nach Göttingen.

    Ab 1790 trennen sich die Wege der beiden Brüder. Alexander studierte Kamerai- und Altertumswissenschaften, Theologie, Medi­zin, Physik, Mathematik und wechselte 1791 an die Handels­akademie in Hamburg und später an die Bergakademie in Freiberg. Nach seinem Studium trat Alexander von Humboldt in den preußi­schen Staatsdienst ein und wurde 1792 in Berlin zum Assessor im

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    preußischen Bergdepartement ernannt. Bis 1797 wirkte er hier als Hergassessor und -meister und war zuständig für den Bergbau im I rankenwald und im Fichtelgebirge.

    Während dieser Zeit unternimmt er mehrere Studienreisen und wird auf diplomatische Missionen geschickt. Wegen seiner hervor­ragenden Leistungen wollte sein Arbeitgeber ihn mit noch bedeuten­deren Aufgaben betrauen. Er aber lehnte ab und trat nach dem Tode seiner Mutter 1796, nicht zuletzt wegen seines naturwissenschaft­lichen Interesses, aus dem Staatsdienst aus. In den Jahren von 1796 bis 1798 widmet sich Alexander von Humboldt nun ausschließlich naturwissenschaftlichen Studien, die ihn auf ausgedehnte Reisen in mehrere Länder führen. Während dieser Zeit besucht Alexander von Humboldt unter anderem Johann Wolfgang von Goethe und Fried­rich von Schiller und bereitet sich auf eine Forschungsreise nach La- (cinamerika vor.

    In Paris lernt Alexander von Humboldt den Botaniker Aimé Bon- pland kennen, mit dem er 1799 zu einer Reise nach Südamerika auf­bricht und bis 1804 im Gebiet der heutigen Staaten Venezuela, Kuba, Kolumbien, Ecuador, Peru und Mexiko forscht. Anschließend kehrte Alexander von Humboldt über Kuba und die USA, wo er in Washington Thomas Jefferson kennenlernte, nach Europa zurück.

    Nach seiner Rückkehr promoviert2 Alexander von Humboldt 1805 an der Universität in Frankfurt/Oder und siedelt wenig später nach Berlin über. Alexander v. H. wird Mitglied der Akademie der Wissenschaften und erhält seine Ernennung zum Kammerherrn des preußischen Königs. Er hält Vorlesungen, schreibt wissenschaft­liche Abhandlungen und verfasst 1807 Vorschläge zur Reorga­nisation der Berliner Akademie.

    Von 1907 bis 1827 lebte Humboldt meist in Paris, wo er an seinem 30-bändigen Werk „Voyage aux régions équinoxales du Nouveau Continent"3 arbeitet. 1808 erscheint das Werk „Ansichten der Natur" und in darauffolgendem Jahr das Werk „Versuch über den politischen Zustand des Königreichs Neu-Spanien", und 1817 veröffentlicht Humboldt eine Zeichnung der ersten Isothermenkarte4.

    1827 kehrte Humboldt nach Berlin zurück und wurde Berater des preußischen Königs. An der Berliner Universität hält Humboldt 1827 und 1829 Vorlesungen über physikalische Erdbeschreibung. 1829 unternimmt Humboldt eine sibirische Forschungsreise, die ihn über das Baltikum und Moskau in den Ural und bis zur chinesischen Grenze führte.

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    Alexander von Humboldt war der einflussreichste Mäzen seinci Zeit und investierte sein Erbe nicht nur in seine eigenen Untersu chungen, sondern förderte selbstlos auch andere junge Wissen schaftler und Künstler, unter andrem Justus von Liebig, Fclii Mendelssohn-Bartholdy, Heinrich Heine, Ludwig Tieck und Klaus Groth. Zu seinen Bekannten und engsten Freunden zählten Matthiiis Claudius, Jacob und Wilhelm Grimm, August Wilhelm Schlegel sowie Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich von Schiller nebst ihren Familien. Charles Darwin bezeichnete ihn als „den größten Wissenschaftsreisenden, der jemals gelebt hat". Nach seiner Rück­kehr wird Humboldt 1837 die „Copley-Medaille"5 für die Steigerung der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse verliehen, und 1842 wird er mit einem Orden von König Friedrich Wilhelm IV. ausgezeichnet.

    In den Jahren von 1845 bis 1862 arbeitet Humboldt an dem fünf- bändigen Werk „Kosmos", der Entwurf einer physischen Weltbe­schreibung. 1848 greift er in vermittelnder Weise in die revolutionä­ren Ereignisse des März ein und erweist den Gefallenen der Kämpe im Trauerzug die letzte Ehre. Humboldt nimmt Einfluss auf Wissen­schaft und Kunst in Berlin und engagiert sich 1857 für die Abschaf­fung6 der zweiten Leibeigenschaft7 in Preußen und konnte in Deutsch­land durchsetzen, dass das Gesetz „jeder Sklave, der Preußen betritt, ist frei" erlassen wurde. Alexander von Humboldt starb am 6. Mai 1859 in seiner Wohnung in der Oranienburger Straße 67 in Berlin und wurde im Park des Schlosses Tegel beigesetzt.

    Texterläuterungen

    1. Joachim Heinrich Campe - Кампе Йоахим Генрих, немец­кий педагог, издатель, писатель, один из основоположников ли­тературы для детей и юношества

    2. promovieren - получить ученую степень доктора наук

    3. Voyage aux régions équinoxales du Nouveau Continent" - „Путешествие в равноденственные области Нового света"

    4. die Isothermenkarte - изотермическая карта

    5. Copley-Medaille" - медаль Копли, вручаемая Королев­ским научным обществом Великобритании за эксперименталь­ные исследования

    6. die Abschaffung - отмена, ликвидация, устранение 1>

    7. die Leibeigenschaft - крепостное право л:< ;

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    ! WILHELM VON HUMBOLDT

    Friedrich Wilhelm Christian Karl Ferdinand Freiherr von Hum­boldt wurde am 22. Juni 1767 in Potsdam als Sohn eines Offiziers geboren. Wilhelm wuchs gemeinsam mit seinem Bruder Alexander Im Schloss Tegel, dem Familienbesitz der Humboldts auf. In den .fuhren von 1777-1789 unterrichteten Privatlehrer ihn und seinen Minder Alexander, den Elementarunterricht erteilte unter anderem Joachim Heinrich Campe1 (1746-1818). 1779 stirbt der Vater. 1787 immatrikulieren die Brüder Wilhelm und Alexander von Humboldt im der Universität in Frankfurt/Oder.

    Wilhelm von Humboldt wechselt jedoch schon nach einem Semester an die Universität Göttingen, wo er drei Semester klas­sische Philologie und Naturwissenschaften studierte, unter anderem bei Georg Christoph Lichtenberg2. Während dieser Zeit setzte sich Wilhelm von Humboldt mit den Schriften Immanuel Kants aus­einander und schloss Freundschaft mit August Wilhelm Schlegel und Friedrich Heinrich Jacobi. Nach dem Studium der Naturwissen­schaften und der griechischen, lateinischen und französischen Spra­che erhielt er eine Einführung in die Staatswissenschaften und die Philosophie und las die Hauptschriften von Leibniz.

    Im August 1789 besuchte Humboldt gemeinsam mit Campe das revolutionäre Paris, das Rheinland und die Schweiz. Im Januar 1790 trat Wilhelm von Humboldt in Berlin in den preußischen Staats­dienst ein. Bereits im Mai 1791 verließ Humboldt auf eigenen Ent- schluss wieder den Staatsdienst. Im Juni 1791 heiratet Wilhelm von Humboldt Caroline von Dacheröden, die Tochter eines preußischen Kammergerichtsrates, die er während seiner Besuche im Salon von Markus und Henriette Herz kennen gelernt hatte. Die folgenden Jahre verbrachte Humboldt auf den Familiengütern seiner Frau in Thüringen. Im Juni 1794 siedelte Humboldt nach Jena über, wo er als kritischer Berater und Mitarbeiter Friedrich von Schillers und später auch Johann Wolfgang von Goethes wirkte. Seine kreative Kritik be­gleitete und förderte die Entstehung unter anderem Schillers „ästhe­tischer Schriften" und der „Gedankenlyrik" sowie Goethes „Her­mann und Dorothea". Humboldt verfasste für Schillers Zeitschrift „Hören" zwei Beiträge und arbeitet an den „Ideen zu einem Versuch, die Grenzen der Wirksamkeit des Staates zu bestimmen". Gemein­sam mit seinem Bruder Alexander v.H. und Goethe besucht Humboldt Vorlesungen über vergleichende Anatomie. Im November 1797 zog

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    Humboldt mit seiner Familie nach Paris, um seine Studien fortzufiih ren, aber auch um die gesellschaftliche Entwicklung in Frankreich zu verfolgen, denn Humboldt unterhielt auch Kontakte zu den führenden französischen Politikern und Intellektuellen.

    Von November 1799 bis April 1800 unternahm Humboldt eine längere Reise nach Spanien, und im Frühjahr 1801 reist er ins Bas­kenland. Während seiner letzteren Reise entdeckt und studiert er das Baskische, dass für ihn einen Durchbruch zu einer eigenen Sprach­auffassung und Sprachwissenschaft markiert. 1803 kehrt Humboldt in den Staatsdienst zurück und vertritt bis Ende 1808 Preußen als preußischer Ministerresident am Heiligen Stuhl in Rom. Während dieser Zeit beschäftigte er sich neben dem Baskischen auch mit den amerikanischen Indianersprachen und mit Übersetzungen aus dem Griechischen. Seine Residenz in der Villa Gregoriana war Sammel­punkt der Künstler- und Gelehrtenkolonie. Nach dem Zusammen­bruch Preußens kehrte Wilhelm von Humboldt nach Deutschland zurück und wurde im Februar 1809 Direktor der Sektion für Kultur und Unterricht im preußischen Innenministerium. Während seiner Amtszeit leitete er die grundlegenden Reformen, durch die ein allge­meines und durchgehendes Erziehungssystem von der Elementar­schule über das Neuhumanistisches Gymnasium bis hin zur Uni­versität errichtet wurde und allen Schichten mehr Chancen des Bildungserwerbs sichern sollte. 1811 wurde er als Gesandter nach Wien geschickt und bewirkte maßgeblich den Beitritt Österreichs zur Koalition gegen Napoleon. An den Verhandlungen zum ersten und zweiten Pariser Friedensvertrag und auf dem Wiener Kongress nahm er als zweiter Bevollmächtigter Preußens teil. Auf letzterem setzte sich Wilhelm v. Humboldt erfolgreich für die jüdischen Bür­gerrechte ein, erfolglos hingegen blieben seine Bemühungen für eine liberale Verfassung für den Deutschen Bund.

    Von 1815 bis 1819 war Wilhelm v. Humboldt erst preußischer Bevollmächtigter auf dem Bundestag in Frankfurt/Main, wenig später wurde er Vorsitzender einer Steuerreform-Kommission und letztlich preußischer Gesandter in London. 1819 kehrte Wilhelm v. Humboldt als Minister für ständische Angelegenheiten nach Berlin zurück. Nach einem Konflikt mit Friedrich Freiherr von Hardenberg und wegen seines Widerstandes gegen die Karlsbader Beschlüsse so­wie seines Versuches, eine liberale Verfassung für Preußen durchzu­setzen, wurde er Ende 1819 aller Ämter enthoben. Nach dem Aus­scheiden aus dem Staatsdienst zog sich Wilhelm v. Humboldt auf

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    г

    den Familiensitz nach Tegel zurück, wo er, nur unterbrochen durch eine Reise 1828 nach Paris und London, sich sprachwissenschaftli­chen Forschungen widmete. Wilhelm vom Humboldt starb am 8. Ap­ril 1835 auf dem Familienbesitz in Tegel.

    Texterläuterungen

    1. Joachim Heinrich Campe - Кампе Йоахим Генрих, немец­кий педагог, издатель, писатель, один из основоположников ли­тературы для детей и юношества

    2. Georg Christoph Lichtenberg - Лихтенберг Георг Кристоф (1742-1799), немецкий писатель-сатирик эпохи Просвещения, ученый-физик

    OTTO VON GUERICKE

    Am 30. November jährt sich zum 400. Mal der Geburtstag des Universalgenies, der nicht nur herausragender Naturforscher, son­dern auch begnadeter1 Ingenieur, Politiker, Diplomat und Stadtpla­ner war. Sein gesamtes Leben und Wirken stellte der ausgebildete Jurist Otto von Guericke in den Dienst seiner Vaterstadt Magdeburg, in der er 1602 geboren und 1686 begraben wurde.

    Von 1662 bis 1678 wirkte Guericke als Mitglied des Rates der Alten Stadt Magdeburg, als Bauherr, Ingenieur, Kämmerer2, Schol- arch3 und Apothekenherr. Besonders hervorzuheben ist seine drei­ßigjährige Amtszeit als einer der vier Bürgermeister Magdeburgs (1646 bis 1676).

    Guericke beobachtete, dass im weißen Morgenlicht der Schatten eines Fingers, geworfen auf ein weißes Blatt Papier, im gelben Schein einer Kerze blau aussieht. Der Erfinder der Polaroid-Kamera, Edwin Land, berief sich ausdrücklich auf diese „Magdeburger Farb­schatten", als er in den 1970er Jahren aus der Farbumkehr im Schat­tenbild gemäß den Komplementärfarben4 des Farbkreises eine Theo­rie des Farbsehens beim Menschen entwickelte.

    Während des Reichstages zu Regensburg im Jahre 1654 führte Otto von Guericke seine Vakuumexperimente erstmals öffentlich vor. Die von ihm erfundene Methode zur Bestimmung des Luftdrucks zählt zu den bedeutendsten physikalischen Experimenten und war Grundlage für die Vervollkommnung der Vakuumtechnik durch spä­tere Naturforscher.

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    Otto von Guericke inszeniert um 1656 in Magdeburg ein auf­sehenerregendes Experiment mit zwei Kupferschalen: Mit einer „umgekehrten" Feuerspritze5 pumpt Guericke die Luft aus den lost« aneinander liegenden Halbkugeln. Dann spannt er an jede Kupferschn le acht Pferde und treibt sie an. Den Pferden aber gelingt es nicht diese voneinander zu trennen. Das Gewicht der Luft auf den Halbkn geln, der Luftdruck, ist stärker.

    Das spektakuläre Experiment mit den „Magdeburger Halbkn geln" wiederholt Guericke 1663 mit 24 Pferden für den Kurfürsten in Berlin. Diese Vorführung ist einer von vielen Versuchen über Vakuum, die Otto von Guericke zwischen 1646 und 1663 anstellt Sie zeigen auch, dass Feuer ohne Luft nicht brennen kann, dass Weintrauben sich im Vakuum ein halbes Jahr lang halten, vor allem aber, dass sich mit Luftdruck Arbeit verrichten lässt. Alle Experi



    Der Magdeburger-Halbkugel-Versuch:

    Otto von Guerickes als Stich6 aus seinem 1672 in Amsterdam erschienenen Buch

    äst)


    w

    mente basieren auf eigens konstruierten Luftpumpen, dieGuericke aus einer „umgekehrten" Feuerspritze entwickelt.

    Vom Nachweis des Vakuums ...

    Gibt es in der Welt Leere, und wenn ja, wie ist sie beschaffen7? Diese Frage beschäftigte schon die antiken Philosophen. Der Phy­siker und Politiker Otto von Guericke überzeugt 1656 mit dem „Halbkugel-Experiment" die Öffentlichkeit von der Existenz des Vakuums und der Kraft des Luftdrucks. Bis ins 17. Jahrhundert sind die meisten Gelehrten überzeugt, dass es so etwas wie „Leere" oder „Vakuum" nicht geben könne. Die Behauptung des „Nichts" wider­spricht der Allgegenwart Gottes. Erst dem Galilei-Schüler Evange- lista Torricelli gelingt 1644 der experimentelle Nachweis von Va­kuum. Blaise Pascal errechnet 1648 als erster die Dichte der Luft.

    Otto von Guericke baut auf Pascals Ergebnissen auf. Er kann daraufhin die Kraft des Luftdrucks ermitteln, die auf eine Kugel beliebigen Durchmessers wirkt.

    ... zum Teilchenbeschleuniger

    Guericke bahnt8 mit seinen Untersuchungen zum Vakuum nicht nur den Weg zu einer neuen Weltsicht, sondern auch zur modernen Technik und Wissenschaft. Er gilt als einer der Wegbereiter der ex­perimentellen Physik. Die wissenschaftlichen Resultate Guerickes werden bald umgesetzt: Denis Papin9 baut 1690 eine mit Vakuum ar­beitende Kraftmaschine. Sie ist der Vorläufer der Wattschen Dampf­maschine10. Auch die Bewegungslehre Newtons fußt auf Guerickes Überlegungen. Aus vielen Fertigungsprozessen der heutigen Industrie, aber auch aus der naturwissenschaftlichen Forschung, ist die Vakuum­technik nicht mehr wegzudenken: Ob Glühbirne, Fernsehschirm oder Computerchip, Röntgenstrahlen und Teilchenbeschleuniger - ohne Vakuum wäre die moderne Welt um einiges leerer.

    Texterläuterungen

    1. begnadet - одаренный

    2. der Kämmerer - надзиратель

    3. der Scholarch - основатель монастыря

    , 4. Komplementärfarben - дополнительные цвета

      1. die Feuerspritze - ствол (пожарный), брандспойт

      2. der Stich - зд. гравюра (

      3. beschaffen - доставать, приобретать , i и .г-'-,

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      1. den Weg bahnen - прокладывать путь

      2. Denis Papin - Дени Папен (1647-1712), французский инже­нер, в конце XVII века описал и построил первую модель паровой машины.

    10. Wattschen Dampfmaschine - паровая машина Уатта; Джеймс Уатт (1736-1819) - английский изобретатель, создатель уни­версального теплового двигателя

    PROFESSOR LIS HEIßER OFEN

    Global forschen - lokal feuern. Ein chinesischer Chemiker hat an der Universität Siegen1 ein Mittel gegen den großen Smog daheim gefunden. Der hohe Besuch beugt sich über den Bauernjungen in der hintersten Bank der Schulklasse, direkt vor dem matt glänzenden Ofen2. Ob ihm kalt sei, fragt er ihn. Kalt und dann wieder heiß? Der 13-Jährige schüttelt den Kopf: „Hen shufu" (zu deutsch: „Ich fühle mich pudelwohl"). Darauf der hohe Herr - er ist wirklich von stattlicher Größe - zu dem Jungen: „Auf deinem Platz hier habe ich auch mal gesessen. Aber ich habe damals entweder jämmerlich geschwitzt oder gefroren." Das ist 30 Jahre her. Als 44-Jähriger ist der Wissenschaftler Li Jinghai an diesem Tag in sein Dorf zurückge­kehrt. Es heißt Fengrong und liegt tief in Nordchinas kohlereicher Provinz Shanxi. Vor einem Jahr wurde der Direktor des Instituts für Chemische Metallurgie an der Akademie der Wissenschaften vom renommierten3 chinesischen Wissenschaftsrat zum Mitglied auf Le­benszeit ernannt.

    Der Große Gelerte ist wieder daheim. Die Nachricht, der Große sei wieder da, er sei extra aus dem 400 Kilometer, also zehn Bahnstunden entfernten Peking gekommen, hat sich bei den 2300 Bauern in Windeseile herumgesprochen. Sie laufen um ihn zusam­men. „Kennst du mich noch?", fragen immer wieder alte Frauen mit Stolz. Lis Körpergröße war sein Pech. Der Dorflehrer pflegte seinen sichtbarsten Schüler ganz nach hinten zu setzen - neben den fürchterlichen Ziegelofen. Der verstopfte jedes Mal, wenn Kohle nachgeschüttet wurde und brachte Li zum Husten. Die Hitze, die das Monstrum entwickelte, wurde unerträglich, und aus dem Ofenrohr, das durch die Schulbaracke lief und in ein offenes Fenster mündete, quoll rußiger Rauch4. Teer5 tropfte herab. Das alles hat der Junge von der letzten Bank nicht vergessen.

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    Der große Sprung vom Dorf an die Universität. Über die na­tionale Hochschulaufnahmeprüfung gelang dem Hochbegabten 1977 der große Sprung vom Dorf an die Universität. In Forschungsaufent­halten in den USA und der Schweiz und als Humboldt-Stipendiat am Institut für Energietechnik der Universität Siegen bildete er sich zum Fachmann in Grundlagenforschung und Wirbelschichttechnik6 wei­ter. Seine Forschungen führten zum Patent für eine neue Ofentechno­logie, bei der Kohle durch ein Doppelkammersystem auf immer höhe­re Temperaturen erhitzt wird. So verbrennen Ruße und Teere7, statt in die Luft zu entweichen. Stickoxide werden erheblich reduziert.

    Eine Armee kleiner und mittlerer Öfen belaste gerade in den unterentwickelten Gebieten Chinas die Umwelt extrem. Li geht von mindestens 140 Millionen Kleinöfen in den Haushalten und einer weiteren halben Million gewerblicher Boiler aus. Kohle trug 1999 noch 76 Prozent der Energieproduktion Chinas. Und fast zwei Drit­tel davon wurde in Kleinöfen (22 Prozent) und solchen Boilern (43 Prozent) verheizt. China ist der weltgrößte Kohleproduzent und wird im Jahr 2000 trotz Stillegung von 40000 unrentablen Gruben immer noch fast eine Milliarde Tonnen Kohle fördern und ver­brauchen. Im vorigen Jahr erzeugte die Kohleverbrennung in Öfen aller Art 80 Prozent des chinesischen Smogs, 90 Prozent des Schwe­feldioxids und 70 Prozent der Stickoxide und des Kohlendioxids, wie Energiedirektor Bai Rongchun von der staatlichen Wirtschafts­kommission (SETC) berichtet.

    Eine revolutionäre Idee. Im deutschen Siegen kam Li die Idee, seinen revolutionären Ofen in seinem Heimatdorf zu testen. Wie Recht er hat, merkt, wer auf dem Weg in das über 1000 Meter hoch gelegene Dorf in der Bezirksregion Jingle aus dem Zug steigt. Hier schmeckt die Luft nach Kohle. 150 Tage im Jahr muss geheizt werden. Abends, wenn es eisig wird, steigt der Rauch nicht auf. Dann ziehen Smognebel durch die Straßen. Die Menschen tragen Gazemasken. Der Siegener Energiewissenschaftler Manfred Wirsum, der seit Anfang des Jahres als Humboldt-Stipendiat an Lis Institut über Kraftwerk­technik forscht, unterstützt dessen Projekt und hilft Li, die Wirkung alter und neuer Öfen zu messen. „Der Neue ist warm, sauber und be­quem zu bedienen", schwärmt der Apotheker des Dorfes. Seit Anfang November steht so ein Probeofen auch bei ihm im Laden.

    An die Ersparnis denkt noch keiner der Bauern, so hoch sub­ventioniert8 ist die Kohle: keine zehn Mark pro Tonne. „Selbst für Armutsgebiete", sagt Wirsum, „ist dieser Preis zu billig, um ein An­

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    reiz zum Energiesparen zu sein". Mit rund 150 Mark pro Ofen
    unterstützt die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ)
    das im Sommer begonnene und an Chinas Verhältnisse angepassto
    Pilotprojekt. 30 Prozent der Kosten übernimmt die lokale Regierung,
    Professor Li hat in dem lokalen Erfinder und passionierten Bastler Li
    Xiaoqing und seinem 30 Kilometer vom Dorf entfernten Handwerks-
    betrieb einen pfiffigen Partner gefunden. In seinem Kleinstbetrieb
    hat er die 120 Öfen gegen Überlassung des Patents zum Selbstko-
    stenpreis für das Dorf hergestellt. Und sein Kalkül
    9 geht auf. 200

    weitere Öfen hat er bis jetzt für andere Abnehmer gefertigt und daz

    30 Leute eingestellt. Und er optimiert das Produkt durch ein von ih
    ausgetüfteltes Rohrsystem
    10 für Warmwasserleitungen.

    Während aus den Rohren der benachbarten Häuser der sattsa

    bekannte rußige Qualm ihrer alten Öfen quillt, kräuselt nur dünne

    weißer Wasserdampf vor den Schulfenstern. Li wirkt zufrieden. „E
    ist ein Anfang gemacht."
    , ,., , ,

    Texterläuterungen

        1. Universität Siegen - университет в городе Зиген (Северный

        2. Рейн - Вестфалия) ' *

        3. der Ofen - печка, печь ' ' ' "

        4. renommieren - хвастаться "

        5. rußiger Rauch - дым с сажей, копотью •

        6. der Teer - деготь, смола, гудрон 1

        7. die Wirbelschichttechnik - техника обжига в кипящем слое

        8. Ruße und Teere - сажа и смола

    < 8. subventionieren - субсидировать, предоставлять дотацию
    1 9. der Kalkül - вычисление, исчисление, счет

    10. ausgetüfteltes Rohrsystem - тщательно продуманная систе-
    ма труб


    к у
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